22. Oktober 2020 - 2:27 / Ausstellung / Malerei 
23. Oktober 2020 7. März 2021

"Morgen" – ein Begriff, so vielversprechend und hoffnungsvoll wie vage und ausweichend. Utopisch und dystopisch zugleich. Morgen könnte alles "besser" sein als heute, doch die Ungewissheit bleibt. Langfristig betrachtet weiß niemand, ob es überhaupt noch ein Morgen für die Menschheit geben wird. Mit diesem Titel ist der zwiespältige Grundton der Ausstellung von Herbert Brandl skizziert, der sich selbst als "Pessimist aus Leidenschaft" bezeichnet.

Die Schau im Kunsthaus Graz nimmt ihren Ausgangspunkt bei der assoziativ verknüpfenden, prozesshaft angelegten Arbeitsweise des Künstlers, in der Gesehenes, Erlebtes und Imaginiertes aufeinandertreffen. Kindheitserinnerungen und Cartoons dienen genauso als künstlerische Impulse wie eigene Fotografien, Fernsehbilder, Webcams oder tagesaktuelle Bilder aus dem Internet. Als Spuren geraten sie in den Malprozess und werden dabei verdichtet, abstrahiert oder auch ausgelöscht. In Reaktion auf eine ungewiss gewordene Zukunft mag es nicht erstaunlich sein, dass sich über Werkauswahl und Präsentation auch ein nachdenklicher, fast schon apokalyptischer Zug in Brandls Personale hineinschreibt. Diese führt erstmalig seine wichtigsten Werkgruppen – abstrakte und figurative Malerei, Malerei und Skulptur – sowie Arbeiten von Edelgard Gerngross und Thomas Baumann zusammen. Sie werden in Beziehung zueinander, aber auch zum Raum des Kunsthauses gesetzt, wobei biografische, konzeptuelle und materielle Verbindungen herausgestellt werden. Das von Brandl mit dem Gestalter Rainer Stadlbauer entwickelte Display nimmt seinen Ausgangspunkt bei Überlegungen des Künstlers und übersetzt diese ins Räumlich-Architektonische.

Herbert Brandl (geboren 1959) lebt in Wien. Seine Arbeiten wurden u. a. auf der Biennale in Paris (1985), der dokumenta IX in Kassel (1990), in der Neuen Galerie Graz (1984, 2002), in der Kunsthalle Basel (1992), der Albertina in Wien (2011), im Bank Austria Kulturforum, in der Kunsthalle Emden und in der Altana Kulturstiftung in Bad Homburg (alle 2012) sowie im Franz Gertsch Museum in Burgdorf (2017) gezeigt. 2007 vertrat Brandl Österreich auf der Biennale in Venedig.

Herbert Brandl: "Morgen"
23. Oktober 2020 bis 7. März 2021
Kuratiert von Barbara Steiner



  •  23. Oktober 2020 7. März 2021 /
Herbert Brandl, "Ohne Titel", 2017,  Öl auf Leinwand, 120 x 90 cm, Courtesy Galerie Bärbel Grässlin, Frankfurt am Main, Foto: Wolfgang Günzel, Wien
Herbert Brandl, "Ohne Titel", 2017, Öl auf Leinwand, 120 x 90 cm, Courtesy Galerie Bärbel Grässlin, Frankfurt am Main, Foto: Wolfgang Günzel, Wien
Herbert Brandl, "Ohne Titel", 2020,  Acryl auf Leinwand, 218 x 170 cm Courtesy des Künstlers
Herbert Brandl, "Ohne Titel", 2020, Acryl auf Leinwand, 218 x 170 cm Courtesy des Künstlers
Herbert Brandl, "Ohne Titel", 2008,  Foto: Christian Schindler, Sammlung Angermair
Herbert Brandl, "Ohne Titel", 2008, Foto: Christian Schindler, Sammlung Angermair
Atelier,  Foto: Herbert Brandl
Atelier, Foto: Herbert Brandl