Das Kunstmuseum Basel präsentiert mit "When We See Us" ein Kaleidoskop der Schwarzen figurativen Malerei der letzten hundert Jahre. Die Ausstellung im Haus Gegenwart ist eine Übernahme aus dem Zeitz Museum of Contemporary Art Africa in Kapstadt und vereint über 150 Gemälde von rund 120 Künstler:innen, von denen die meisten noch nie in der Schweiz zu sehen waren. Ihr Fokus liegt auf der Kraft und politischen Dimension von "Black Joy".
Der Titel der Ausstellung ist inspiriert von der Netflix-Miniserie "When They See Us" (2019). Die US-amerikanische Regisseurin Ava DuVernay thematisiert darin, wie unschuldige Schwarze Jugendliche von der weissen Gesellschaft pauschal als potenzielle Verbrecher:innen und damit als Bedrohung gesehen werden. Der Wechsel von "They" zu "We" steht für eine Umkehr der Perspektive und bietet so Raum für die eigene Wahrnehmung. Die Sichtweisen der Künstler:innen rücken ins Zentrum und legen offen, wie das Leben von Schwarzen von anderen immer wieder in einer Weise dargestellt wurde, die verzerrt und falsch ist.
"When We See Us" ist das Resultat einer intensiven Recherche des Teams um Koyo Kouoh, Direktorin und leitende Kuratorin des Zeitz MOCAA in Kapstadt. Das weltweit grösste Museum für afrikanische Gegenwartskunst zeigte die umfassende Schau von November 2022 bis September 2023. Sie steht für ein neues Selbstverständnis und für die Selbstermächtigung Schwarzer Künstler:innen, die nach Jahrhunderten eines weiss dominierten Kunstkanons die eigene Kunstgeschichte schreiben. Im Kunstmuseum Basel schliesst sie an eine Reihe von monografischen Ausstellungen von afroamerikanischen Künstler:innen an, namentlich Theaster Gates, Sam Gilliam, Kara Walker und zuletzt Carrie Mae Weems. Diese Ausstellungen und viele andere thematisierten "Blackness" weltweit vor allem mit Blick auf Traumata und Aspekte des Kolonialismus. "When We See Us" fokussiert dagegen laut den Kuratorinnen Koyo Kouoh und Tandazani Dhlakama auf das Alltägliche sowie die "Kraft der Freude" und durchbricht so die Stereotypen von Rassismus, Gewalt oder Krisen. Die Ausstellung soll den Menschen eine neue Blickweise bieten, die feierlich, kraftvoll und würdevoll ist: "Wir müssen viel mehr über uns selbst sprechen – auf eine Art und Weise, die unseren Geist beflügelt", sagen sie.
Die über 150 Kunstwerke werden in sechs Kapitel eingeteilt. Sie tragen die Titel "Triumph und Emanzipation", "Sinnlichkeit", "Spiritualität", "Alltag", "Freude und Ausgelassenheit und Ruhe". Die Räume sind weder chronologisch noch nach Herkunftsland oder Arbeitsort der Künstler:innen eingerichtet.
Die Gliederung in diese universellen Bereiche zeigt zum ersten Mal auch, dass Künstler:innen an unterschiedlichen Orten Afrikas und in der afrikanischen Diaspora zu denselben Themen gearbeitet haben.
When We See Us
Hundert Jahre panafrikanische figurative Malerei
Bis 27. Oktober 2024, Kunstmuseum Basel | Gegenwart