Viennale 2012: Stars und dichtes Program zum Jubiläum

Als Einstimmung auf die 50. Viennale gab es schon in den vergangenen Monaten verschiedene Aktionen. Das Festival selbst wird nun vom 25. Oktober bis 7. November wie gewohnt viele der großen Filme des Jahres bringen, weckt daneben aber auch mit zahlreichen Stars das Interesse. – Der Vorverkauf beginnt am Samstag, den 20.10. 2012.

Eröffnet wird die Jubiläumsausgabe der Viennale mit dem Politthriller "Argo", in dem Ben Affleck nach Tatsachen nachzeichnet, wie 1979 versucht wurde sechs Amerikaner, die der Geiselnahme in der amerikanischen Botschaft in Teheran entkamen, heimlich aus dem Iran zu schmuggeln. Die Spannbreite des Festivals wird dabei schon im Vergleich des Eröffnungsfilms mit dem Abschlussfilm sichtbar. Hier steht dem amerikanischen Thriller mit Leonardo di Costanzos "L´intervallo" ein minimalistister europäischer Autorenfilm gegenüber.

Gespickt mit großen Namen ist wieder wie gewohnt das Spielfilmprogramm. Terence Davies` grandioses Melodram "The Deep Blue Sea" steht da ebenso auf dem Programm wie Thomas Vinterbergs in Cannes preisgekrönter "Jagten". Amerika ist mit so unterschiedlichen Produktionen wie William Friedkins schwarzer Komödie "Killer Joe", dem teils hymnisch gefeierten "Beasts of the Southern Wild" und Todd Solondz sicherlich schrägem "Dark Horse" vertreten.

Zu den Stammgästen beim Wiener Filmfestival zählen unter anderem Rudolf Thome, Apichatpong Weerasethakul und James Benning. Während Thome mit "Ins Blaue" im Programm vertreten ist, läuft von Weerasethakul sein mittellanger Film "Mekong Hotel" und Benning ist gleich mit drei Werken, mit "Easy Rider", "One Way Boogie Woogie 2012" und "The War" vertreten.

Vergeblich sucht man dagegen – wie schon länger bekannt – Ulrich Seidls "Paradies: Liebe" und "Paradies: Hoffnung" im Programm. Seidl war mit den von Festivaldirektor Hans Hurch angebotenen Spielterminen nicht einverstanden und zog die Filme zurück, als Hurch nicht nachgab. Das österreichische Filmschaffen ist aber immerhin mit 10 Lang- und 17 Kurzfilmen vertreten. Beispiele dafür sind Florian Flickers "Grenzgänger", Rainer Frimmels und Tizza Covis "Der Glanz des Tages" oder die Uraufführungen von Peter Kerns "Diamantenfieber" und Antonin Svobodas "The Strange Case of Wilhelm Reich".

Wie die Filme Seidls bekam Hurch auch Paul Thomas Andersons "The Master" nicht. Dafür ist Olivier Assayas mit seinem in Venedig gefeierten Generationenporträt "Apres Mai" ebenso vertreten wie der Philippino Brillante Mendoza mit "The Womb", der Rumäne Cristian Mungiu mit "Beyond the Hills", der französische Altmeister Alain Resnais mit "Vous n"avez encore rien vu" oder der Japaner Takeshi Kitano mit seinem Yakuzadrama "Outrage Beyond" und sein Landsmann Takashi Miike mit "For Love´s Sake". Mehr als einen Blick lohnen auch beispielsweise Peter Stricklands "Berberian Sound Studio", Bence Fliegaufs "Just the Wind" oder Rodrigo Plás "La Demora".

Daneben fehlen aber auch nicht Filme von noch unbekannten Regisseuren, die hier vielleicht entdeckt werden können. Denn sicher ist, dass nur ein Bruchteil der gezeigten Filme einen Verleiher finden werden, viele Produktionen man nach der Viennale höchstens noch auf DVD oder im Fernsehen sehen wird können. Das gilt auch für amerikanische Produktionen wie Oren Movermans "Rampart" oder Kenneth Lonergans "Margaret".

Wesentlich größer als in den letzten Jahren ist bei der Jubiläumsausgabe die Zahl der Stars, die angekündigt werden. Patti Smith wird anlässlich ihrer Unterstützung von Jem Cohens Film "Museum Hours" ein Gratiskonzert geben, ihr Kommen zugesagt haben aber auch neben anderen Olivier Assayas, Klaus Maria Brandauer, Ingrid Caven, Brillante Mendoza, Thomas Vinterberg und Isabelle Huppert. Hal Hartley wird zur Vorführung seines neuen Films "Meanwhile" ebenso an die Donau kommen wie Werner Herzog zur Präsentation seiner beiden neuen Dokumentarfilme "Death Row" und "Into the Abyss".

Auch im Bereich der Dokumentarfilme gibt es vielversprechende Produktionen. Neben dem experimentellen "Leviathan", der schon in Locarno für Aufsehen sorgte, gibt es auch Porträtfilme von Bertrand Bonello über Ingrid Caven ("Ingrid Caven. Musique et voix") und von Matthew Ackers über die Performance-Künstlerin Marina Abramovic ("Marina Abramovic: The Artist is present").

In einem Tribute wird der britische Schauspieler Michael Caine mit 10 Filmen, darunter der Uraufführung der restaurierten Fassung von "Sleuth – Mord mit kleinen Fehlern" geehrt, zu der Caine persönlich nach Wien kommen wird, und die große Retrospektive im Filmmuseum ist dem gebürtigen Wiener Fritz Lang gewidmet. Daneben gibt es auch noch eine vom Berliner Filmemacher Jörg Buttgereit kuratierte Filmreihe mit dreizehn Horrorfilmen aus 1950er bis 1980er Jahren sowie eine Präsentation der Werke des 1959 geborenen portugiesischen Filmemachers Manuel Mozos.

Mit 140 neuen Langfilmen - und insgesamt 300 Filmen - verspricht das Programm der 14 Tage so dicht zu werden, dass es durchaus möglich scheint, dass das angestrebte Ziel die 96.700 Eintritte von 2011 zu übertreffen und die 100.000-Marke zu durchbrechen erreicht wird.

Trailer zu "50 Jahre Viennale"