Hochkarätige japanische und chinesische Kunst auf Papier

Die ETH Zürich ist im Besitz einer hochkarätigen Sammlung für Kunst auf Papier. Die Sammlung ist vor allem für ihren erstklassigen Altmeisterbestand berühmt und bewahrt auch bedeutende Graphiken japanischer sowie chinesischer Künstler auf. Eine Auswahl wird nun in einer Ausstellung gezeigt und Werken der europäischen Moderne gegenübergestellt.

Die Graphische Sammlung ETH Zürich hat bereits 1904 begonnen, ostasiatische Graphik anzukaufen und damit Ansätze einer global denkenden Kunstgeschichte verfolgt. Noch im selben Jahr wurden die Holzschnitte der ostasiatischen Meister in der bis anhin einzigen Ausstellung dieses Bestandes neben Werken europäischer Heroen des 15. und 16. Jahrhunderts, allen voran Albrecht Dürer und Lucas Cranach, gezeigt.

Damals schrieb die Neue Zürcher Zeitung in ihrer Ausstellungsbesprechung vom 18. Oktober 1904: "Die fabelhafte Prägnanz und Eleganz der Linienführung, der feine Geschmack in der Farbengebung, die erstaunliche Fähigkeit, frisch und lebendig zu charakterisieren, das Geschaute gleichsam im Flug zu haschen und zu fixieren – sie bilden die Ruhmestitel dieser Arbeiten." Trotz stark veränderter Sehgewohnheiten hat diese Einschätzung der Qualitäten ostasiatischer Graphik nichts von ihrer Gültigkeit verloren.

Eine blosse Wiederholung der Ausstellung von 1904 ist die aktuelle Präsentation jedoch nicht: Ganze 118 Jahre später wissen wir um die entscheidende Bedeutung der japanischen Farbholzschnitte für den Beginn der Moderne. In dieser Ausstellung werden die ostasiatischen Graphiken deshalb durch europäische Meistergraphiken aus der eigenen Sammlung vom Ende des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts ergänzt, darunter Blätter von Édouard Manet, Edgar Degas, Henri de Toulouse-Lautrec, Emil Orlik oder Martha Cunz.

Die Heterogenität des Ostasiatika-Bestandes der Graphischen Sammlung erlaubt es, ganz verschiedene Facetten japanischer und chinesischer Druckgraphik zu zeigen: von den berühmten Landschaften Utagawa Hiroshiges (1797–1858), über die idealschönen Frauen Utamaro Kitagawas (1753–1806) oder den einflussreichen Manga Bänden von Katsushika Hokusai (1760–1849), bis hin zu Darstellungen von Schauspielern, aufmerksamen Pflanzen- und Insektenstudien sowie den kurzweiligen Shunga-Drucken mit teils überraschend explizit erotischem Gehalt.

Linien aus Ostasien. Japanische und chinesische Kunst auf Papier
17. August bis 13. November 2022