Hommage an Schang Hutter

Der kürzlich verstorbene Solothurner Bildhauer und Zeichner Schang Hutter zählte zu den bedeutendsten Schweizer Kunstschaffenden seiner Generation. Das Kunstmuseum Solothurn, wo sein Schaffen 1989 und 2007 in Einzelausstellungen gezeigt wurde, ehrt den Künstler mit einer kleinen Hommage aus den eigenen Beständen. Ausgewählte Meisterwerke führen die besondere Ausdruckskraft der existenziell fundierten Kunst vor Augen und bezeugen ihre eindrucksvolle Konsequenz.

Zu den Höhepunkten der Präsentation gehören die beiden Holz-Skulpturen "Benjamin" (1964) und "Liegende Gestalt" (um 1980) sowie die filigrane, an Werke von Alberto Giacometti (1901–1966) erinnernde "Stabgruppe" (1968–71). Während die frühe Figur eines Kindes, zu dem ihm sein Sohn Modell stand, an das bildhauerische Schaffen von Karl Geiser (1898–1957) erinnert, lässt die liegende Block-Figur an ähnliche Motive im humanistischen Werk von Käthe Kollwitz (1867–1945) denken. Im kleinen Ecksaal findet die Boden-Arbeit Figur, fallend (1987/91), welche die "Geworfenheit des Menschen" eindrucksvoll vor Augen führt, einen idealen Raum.

Aus dem Frühwerk sind Zeichnungen der 1950er und 1960er Jahre zu sehen, die den Weg in die Abstraktion nachvollziehen lassen. Zwingend aber bleibt der engagierte Zeitzeuge in allen Schaffensphasen der Gegenständlichkeit verbunden. Die meisten Blätter stammen aus den 1980er Jahren und lassen an Hutters damalige Holzlatten-Skulpturen denken. Nicht selten reichen die Arbeiten auf Papier aber weit über herkömmliche Bildhauer-Zeichnungen hinaus. Der kraftvolle Strich spiegelt die unbändige Energie, die differenzierte Palette die Subtilität eines ebenso mutigen wie feinfühligen Menschen. Die oft grossformatigen Blätter weisen den Künstler als subtilen Maler aus, der mit seinen Lieblingsfarben Rosa und Rot eine sinnliche Leuchtkraft erzeugt, die sich auch bei monochromen Farbflächen zeigt. Das Neben- und Miteinander von Vehemenz und Zärtlichkeit gehört zum besonderen Wesen des Schaffens und unterstreicht Schang Hutters dialektisches Wahrnehmen menschlicher Existenz zwischen Schönheit und Schrecken.

Auch im öffentlichen Raum der Stadt Solothurn ist Schang Hutter mit Hauptwerken vertreten: Erinnert sei an seine frühe "Kosciuszko-Figur" (1964) in der Nähe des Amtshausplatzes, die Skulptur "Der Verletzlichkeit Raum geben" (1994) im Museumspark, die 23 Meter hohe "Figur-Solothurn" (1995/96) bei der Kantonsschule Solothurn sowie der viel diskutierte Stahlblock "Shoah" (1996), dessen provokative Platzierung vor dem Berner Bundeshaus und auf dem Zürcher Paradeplatz 1998 für Schlagzeilen sorgte. Dank privater Initiative hat dieses eindrucksvolle Mahnmal seit langem einen bleibenden Platz in der Solothurner Fegetz-Allee gefunden.

Hommage an Schang Hutter (1934–2021)
Bis 27. Februar 2022