Leben und Sterben der Insekten im und um den städtischen aum

Die künstlerische Arbeit von Christina Zurfluh und Bernhard Frue wurde durch das vielbesprochene Insektensterben der letzten Jahrzehnte angeregt. Im Fokus der Ausstellung "Binsekt" steht das Leben und Sterben der Insekten im und um den städtischen Raum.

Aufgrund der zunehmenden landwirtschaftlichen Nutzung hat sich das ursprüngliche Verhältnis von Stadt, Natur und Insekten verkehrt. Artenreicher Wildwuchs wird immer stärker eingeschränkt, Monokulturen und Pestizide verdrängen die Insekten aus dem ländlichen Raum. Diese finden in brachliegenden Abbruchstätten der Stadt neue Zufluchtsorte, wo sie auf frisch entstehenden, unkultivierten Flächen „ungewohnten“ Lebensraum erobern – für einen begrenzten Zeitraum.

Zurfluh und Frue produzierten auf ihren Streifzügen durch die Stadt Wien und in deren Randgebieten eine Reihe von Videos. Diese Videos montierten sie zu mehreren konzentrierten Filmen. Die Videoinstallationen werden, begleitet von einer parallellaufenden Sound-Installation, auf einen Teppich aus Erde zu projizieren.

In der Installation sind verschiedene Themenkreise miteinander verwoben. Beobachtungen spiegeln das menschliche Empfinden in der Begegnung mit den unterschiedlichen Insekten: dieses schwankt zwischen emphatischer Glückserfahrung und Ekel bzw. Phobie, oft in grotesker Vehemenz.

Manche Insekten sind stark sinnbildlich aufgeladen, Marienkäfer gelten etwa als Glücksbringer, während Spinnen Ängste auslösen können. Entgegen des oft symbiotischen Nutzens in der Beziehung Mensch-Insekt, wie der Bestäubung der Pflanzen oder der Aufräumarbeiten der Ameisen, werden Insekten oft strikt abgelehnt und gezielt vernichtet. Diese Problematik wird in der Ausstellung mit bewusster ästhetischer Überhöhung durchbrochen, wenn in einzelnen Sequenzen Insekten in ihrer Schönheit und anatomischer Perfektion wie bewegte Stillleben und in Vanitas-Darstellungen gezeigt werden.

Die filmischen Arbeiten wurden mit collagenhaften Überlagerungen und Überlappungen geschnitten und sind von subversiver Akustik infiltriert. Die aufgeschüttete Erde in der Garage ist als Projektionsfläche doppeldeutig interpretierbar, die filmischen Arbeiten sind vieldeutig: zwischen Anregung, Irritation und Betroffenheit. Komisch-ironische Momente spitzen die die Ambivalenz des Themas weiter zu.

Binsekt
Christina Zurfluh & Bernhard Frue
Kuratorin: Margareta Sandhofer
7. April bis 5. Juni 2022