Das Filmarchiv zeigt Willi Forst und Filme von Emigrantinnen und Emigranten 1934-1936

Das kostenlose Heimkino des Filmarchiv Austria bietet seit März 2020 die Möglichkeit eines breiten Zugangs zum Filmerbe Österreichs. Das Programm wird wöchentlich aktualisiert und präsentiert Klassiker sowie rare Filmdokumente aus der Sammlung des Filmarchiv Austria.

Ob als begnadeter Schauspieler, Sänger, Produzent oder Filmregisseur – Willi Forst hat wie kein anderer jenen Charme und Schmelz verkörpert, für den der "Wiener Film" zum Inbegriff wurde. Es sind Filme, die die Zeit um die Jahrhundertwende heraufbeschwören, leichte, komische Unterhaltungsstücke, immer mit einer gewissen Verve und besonderer Spritzigkeit inszeniert. 1903 in Wien als Wilhelm Anton Frohs geboren, sammelt Willi Forst schon früh Bühnenerfahrung. 1927 spielt er bereits eine Hauptrolle an der Seite von Marlene Dietrich in "Café Elektric". Forst wird zum Star des Wiener Films, den er perfektioniert. Während in Nazi-Deutschland das Niveau der Komödien immer tiefer sinkt, erreicht es mit Forst und seinen ersten Regiearbeiten "Leise Flehen meine Lieder", "Maskerade" und "Burgtheater" neue Höhen.

Als Gegenstück widmet sich die Online-Retrospektive "Der andere Wiener Film" jenen Zeitgenossen Forsts, die – anders als er – mit dem Aufstieg der Nazis ins Exil gehen mussten: den Protagonist_innen des "Unerwünschten Kinos". Die Schau präsentiert ausgewählte Produktionen des deutschsprachigen Emigrant_innenfilms 1934–1936, denen ein zentraler Sammlungs- und Forschungsschwerpunkt des Filmarchiv Austria gewidmet ist, und macht sie damit erstmals überhaupt in digitaler Form zugänglich.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten hat nicht nur ein politisches Erdbeben zur Folge. Verfolgt, bedroht, beraubt, bleibt für viele jüdische Filmschaffende nur die Emigration, die traditionell mit den Zielorten Frankreich, England und USA verbunden wird. Tatsächlich bedeuten aber für etliche aus Deutschland Vertriebene die unmittelbaren Nachbarländer einen ersten, zumindest vorübergehend sicheren Hafen. Wien hat dabei eine besondere Anziehungskraft, der deutschsprachige Emigrantenfilm erobert hier für ein paar wenige Jahre die Kinos im noch freien Europa.

Willi Forst
Online-Retrospektive 15. Jänner bis 4. März

Der andere Wiener Film
Deutschsprachige EmigrantInnenfilme 1934–1936
Online-Retrospektive 15. Jänner bis 4. März