Unsere Zeit propagiert lebenslanges Lernen und steigert die Professionalisierung. Fast jede Tätigkeit bleibt keine freie mehr, sondern wird zu einer offiziell geschulten, trainierten, zertifizierten. Noch überlässt man das Intimste, die Sexualität, frei den Personen.
In Zeiten, wo ein Parteichef für eine telefonische Auskunft eine Million Schillinge kassierte (hat er die damals als Einnahme in seiner Steuererklärung angeführt?
Wir kennen die Geschichte vom "Big Brother", dem "Grossen Bruder". Es ist eine fiktionale. Wir kennen bruchstückhaft die Geschichte des realen Bruder Pol Pot. Sie ist wirklich und deshalb kaum bekannt bzw. vergessen. Auch die von seiner Nummer 2, dem Brother No. 2, dem Massenmörder und Chefideologen der Roten Khmer. Seine Geschichte ist noch kürzer.
Ursula von der Leyen, als deutsche Kraftfrau (nicht zu verwechseln mit der früheren deutschen Kraft-durch-Freude-Frau! Nur Übersetzung des trendigen "power woman") Mutter und Christin kompetente Familienministerin in Deutschland, sorgt sich um die Schafe der Herde und setzt sich für die Kinder ein, wie der Hirte für die Armen im Geiste.
Dank hochentwickelter Technologie erlauben unsere Medien immer vollkommenere Konstruktion. Es sind nicht mehr, wie früher, "Abbildungen", auch wenn wir Filme von oder über etwas sehen, sondern Konstrukte, die ein Bild kreieren, das mit der Wirklichkeit, der vielbeschworenen Realität, wenig gemein hat.
Steinzeitkapitalismus für die einen, Karawanenkapitalismus für die andern. Für alle ausser Nokia selbst unzumutbares, asoziales Verhalten. Doch Nokia folgt nicht Ethiken oder Moralen, sondern rationalen Geschäftsinteressen am globalen Markt. Da hat Humanität und Sozialdenken kein Platz. Es geht um Profite. Es geht um connections. Und zwar zu jenen people, die Geld bringen.
Wir leben in einer "authentitätsgeilen" Zeit. Vielen genügt Literatur nicht. Sie wollen zumindest eine Mischung, Docufiction. Für Analfabeten oder Lesebehinderte gab und gibt es nicht nur Comix, sondern auch Fotoromane.
Die realpolitische Vernunft fördert Dialoge. Die politische Korrektheit fordert Dialoge. Die Beflissenen üben Dialoge als Programm und Mission. Es werden "Dialogformeln" beschworen. So genannte Multikulturalität redet von Dialogen wie von Toleranz. Aber Toleranz geht eher einseitig vom Tolerierenden aus, Dialog ist eigentlich mindestens zweiseitig.
Je höher der Freiheitsgrad in einem System, desto eher die Wahrscheinlichkeit von Unterschiedlichem. Die höchste Freiheit schlösse alle Systeme mit ein, so dass im extremen Sinne nichts Systemfremdes existierte, weil das System, in ALLER Freiheit, alles miteinschlösse, auch jenes, das ihm vordergründig widerspräche. Solches gibt es nur in Modellen oder Mythen.
Feste haben ihre Geschichte. Religiöse Feste haben eine noch längere Geschichte. Rituale, Kulte bilden den Bodensatz für alle Kulturübungen. Warum aufgeklärte Menschen dennoch so stark an Mythen hängen, verwundert vielleicht. Manche erklären es sich mit der Dialektik.