Querdenker sind gefragt, werden gekürt, gefeiert, gepriesen. Organisationen, Unternehmen, Parteien setzen auf Querdenker. Niemand wundert sich, weshalb nichts vorwärts geht, wie anvisiert, gefordert, vor lauter querem Denker der aussergewöhnlichen Querdenker, die ja doch nur einem breiten Missverständnis, einem Querverständnis folgen.
Ich lebe in vielen Kulturen und habe noch keine kommunizieren erlebt. Es kommunizieren nicht die "Kulturen" als solche, als Systeme, sondern Vertreter von ihnen. Ich kommuniziere mit Angehörigen, Vertretern, Repräsentanten unterschiedlicher Kulturen, ähnlich wie mit Angehörigen "meiner" Kultur. Aber "mein" System tauscht sich nicht mit einem anderen aus.
Als vor einigen Wochen die Neue Zürcher Zeitung das Tondokument der Preisrede von Emil Staiger aus dem Jahre 1966, das zufällig gefunden worden war, zugänglich machte, befasste ich mich wieder mit dem Text, meiner damaligen Rezeption, meiner später geänderten Sicht und verglich mit ähnlichen Erfahrungen, die ich in jüngerer Vergangenheit machen musste.
Es ist üblich geworden unter sich modern und offen dünkenden Menschen, Sprachkritiken als Ausfluss negativer, kulturpessimistischer Sichten zu denunzieren. Im Rundumschlag gegen Kritikaster werden oft auch Hinweise auf Sprachfeinheiten als pingelige Beckmessereien geziehen.
In gleichheitsversessenen Zeiten und Gesellschaften wird Talent beargwöhnt und hohe Könnerschaft als elitär abgewertet, weil sie die Chancengleichheit der minder Bemittelten schwäche und reduziere. Das zeigt sich auch in der Sprache, im Spracherwerb, dem Sprachunterricht und der Sprachpflege.
Eigentlich wollte ich heute über europäische Kultur und Identität schreiben. Aber das irische Nein zum Vertrag von Lissabon, und vor allem die Reaktionen wichtiger EU-Repräsentanten darauf, "zwingen" mich das hintanzustellen und mich über die tiefe Krise auszulassen.
In vielen Ländern der Europäischen Union zeigen sich kriminelle Machenschaften von Regierungen, Behörden und Grossunternehmen in immer rascherer Abfolge: das Ausmass der Kriminalität nimmt besorgniserregende Züge an. In keiner Statistik lässt sich eine diesbezügliche "Kriminalitätsrate" ablesen; vermutlich stellten ihre Zahlen alle anderen in den Schatten.
Das Gleichheitsdiktat leugnet Eigenheit, Unterschiede und redet trotzdem vom Fremden. Aber wie kann wer fremd sein, also anders sein, und trotzdem gleich? Kein Problem, wenn die Gleichheit in einer anderen Dimension gesucht und gefunden wird. Eine Frage der Begriffshierarchie.
Europa tritt in den Augen vieler Afrikaner immer noch paternalistisch oder rassistisch oder kolonialistisch gegenüber Afrikanern und afrikanischen Staaten auf. Die Massenmedien berichten vornehmlich von Katastrofen und zeigen nicht das schöne, friedliche, bunte, fröhliche Afrika. Das stimmt in einigen Aspekten. Aber es stimmt nicht als stereotype Antwort und Beschuldigung.