Hitler entsorgen - Vom Keller ins Museum

Seit seiner Eröffnung 2018 bieten viele Menschen dem Haus der Geschichte Objekte an, die einen Bezug zum Nationalsozialismus haben. Die Ausstellung zeigt anhand von 14 Schenkungen, welche wichtigen Botschaften diese Dinge in der Gegenwart vermitteln können. Gleichzeitig erhebt das Museum in einem interaktiven Teil, welchen Umgang mit NS-Relikten die Besucherinnen und Besucher für angemessen erachten.

14 Objekte, die "vom Keller ins Museum" gewandert sind, wurden für die Ausstellung ausgewählt. Dazu gehören etwa die Bronze-Köpfe, die Adolf Hitler darstellen und erst 2017 bei Sanierungsarbeiten im Keller des Parlaments entdeckt wurden, ein Zelt der Wehrmacht, in dem später Kinder spielten oder auch ein Mikrofon, das Adolf Hitler angeblich für seine "Anschluss"-Rede in Linz verwendete und das lange im ORF-Landesstudio Oberösterreich aufbewahrt wurde.

"Viele Objekte, die wir in dieser Ausstellung zeigen, wirken auf den ersten Blick fast harmlos. Heute erlauben sie uns aber zu zeigen, wie NS-Propaganda bereitwillig verbreitet wurde und extreme Gewalt den Alltag durchdringen konnte. Wie Menschen später und heute mit solchen Objekten umgehen, entscheidet, ob ihre ideologischen Botschaften weiterwirken – oder aber herausgefordert werden. Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass die Diskussion entscheidend ist, nicht die Objekte allein", sagt Kurator Stefan Benedik.

Die gezeigten Objekte sind Schenkungen, die nach eingehender Diskussion in die Sammlung des Haus der Geschichte aufgenommen wurden. Das Museum stellt in der Ausstellung auch transparent dar, wie solche Entscheidungen getroffen werden: Denn nur ausgewählte Objekte, die etwa für Ausstellungen oder Forschung und auch für zukünftige Generationen einen Mehrwert bieten, erhalten einen Platz in der Sammlung des jungen Museums.

Geprüft werden neben Kriterien wie Herkunft, Verwendung, Aufbewahrung vor allem inhaltliche Aspekte – also welche Geschichten anhand der Objekte erzählt werden können und ob sie zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus beitragen.

In den meisten Fällen ist es in Österreich verboten, Gegenstände mit NS-Symbolen zu zeigen. In der Öffentlichkeit sind sie daher selten sichtbar. Am ehesten sind sie in Museen zu finden – oder in den Medien. Wer danach sucht, kann aber einen relativ offenen Onlinehandel entdecken. Auch auf Flohmärkten oder in Antiquariaten werden Gegenstände angeboten, meist jedoch verdeckt. Privat besitzen viele Menschen Dinge, die sie zufällig oder aus Interesse übernommen haben – oder die in Bezug zu ihrer Familiengeschichte stehen. Manche Menschen wollen diese Objekte loswerden, andere sammeln sie gezielt. Auch Institutionen oder Unternehmen sind immer wieder mit NS-Gegenständen konfrontiert, die mit ihrer eigenen Geschichte zu tun haben.

"Hitler entsorgen. Vom Keller ins Museum"
Bis 9. Oktober 2022