Wie wohnt die Königin?

Im Graphik-Kabinett zeigt die Staatsgalerie Stuttgart vom 20. Juni an das "Olga-Album" aus dem ehemaligen Besitz der königlichen Familie von Württemberg, das der Stuttgarter Galerieverein 1958 aus dem Kunsthandel erwerben konnte. Die Zeichnungen des "Olga-Albums" bieten einen interessanten Einblick in die Zimmerausstattungen der königlichen Gemächer des 19. Jahrhunderts, die überwiegend verloren sind.

Die in einer weinroten Kassette aufbewahrten 87 Aquarellen und Gouachen zeigen Ansichten von Wohn- und Repräsentationsräumen des Kronprinzen- und späteren Königspaars Olga und Karl von Württemberg im Alten und Neuen Schloss, im Kronprinzenpalais, in der Villa Berg, in Schloss Friedrichshafen sowie in Schloss Solitude und Schloss Ludwigsburg. Außerdem sind die Räumlichkeiten ihrer Adoptivtochter Großherzogin Vera und von deren Kindern Elsa und Olga in der Akademie und der kleinen Villa Berg sowie von Herzogin Henriette in Schloss Kirchheim zu sehen. Die früheste Zeichnung ist 1846 datiert, dem Jahr der Hochzeit von Karl und Olga, die letzte zu Olgas Lebzeiten entstand 1891.

Der von Olga eindeutig bevorzugte Zeichner war Franz Heinrich (1802-1890), der an der Wiener Akademie studierte. Außerdem enthält das Album u.a. Blätter von Pieter Francis Peters(1818-1903), Johann Caspar Obach(1807-1865) und Adolf Charlemagne(1826-1901). Die Zeichnungen informieren überwiegend über die Inneneinrichtung, einige wenige spielen auch auf konkrete Ereignisse an, so etwa das Blatt von Jean Baptiste Fortune de Fournier(1798-1864), mit der Ansicht des Hotelzimmers in Florenz von 1846, in dem Olga offensichtlich auf der Rückkehr von Italien nach der Verlobung mit Karl in Palermo residierte.

Die Qualität der künstlerischen Leistung ist unterschiedlich und reicht von ausgebildeten Malern bis zu Maler-Dilettanten sowie in zwei Fällen auch Mitgliedern des Herrscherhauses: So zeichneten die beiden Töchter von Großherzogin Vera und Herzog Wilhelm Eugen IV., die Zwillingsschwestern Elsa und Olga, am 11. September 1891 jeweils ihr Spiel- und Schulzimmer in der Akademie Stuttgart, von Königin Olga handschriftlich als "Rutsch Zimmer der Kinder" bezeichnet.


Das Olga-Album
20. Juni bis 25. Oktober 2009