Werner Schwab: Abfall Bergland Cäsar

Seine Zeit unter den Menschen war kurz, sie war wild und sie war ungeheuer produktiv: Der Grazer Werner Schwab lebte, liebte und arbeitete wie ein Besessener, schrieb Hörspiele und Prosa, malte, gestaltete, formte Skulpturen, stieg als Dramatiker in kürzester Zeit zum Superstar (und Enfant terrible) der deutschsprachigen Bühnenszene auf und erfand nebenbei Schwabisch, sein unverwechselbares Idiom, eine Kunstsprache, mit der er sich über den schöngeistigen Jargon der Kulturschickeria lustig machte.

Wie nähert man sich dem Werk eines solchen Wahnwitzausnahmekünstlers an, und insbesondere seinem bildstarken Prosatext "Abfall Bergland Cäsar"? Stephanie Geiger und FM Einheit, seit vielen Jahren an den Schnittstellen von Musik, Theater und bildender Kunst tätig, kreieren für Bregenz eine Installation mit doppeltem Boden: Nicht in den Zuschauerraum, sondern auf die Bühne laden sie das Publikum, in ein rustikales Beisl, zu Wein, Bier und Beisammensein. Doch die bierselige (Schein)Gemütlichkeit entwickelt sich zu einer furiosen Sprach/Klang/Bild-Performance - auf Schwabisch, eben.

Werner Schwab, geboren 1958 in Graz, studierte von 1978 bis 1982 an der Akademie der bildenden Künste in Wien. In den 80ern arbeitete er sowohl an verwesenden Skulpturen aus Kadavern und Fleisch als auch an Erzählungen und ersten Theatertexten. Die 16 Stücke, die er zwischen 1990 und seinem Tod in der Silvesternacht 1993 schrieb, machten ihn zum begehrten Bühnenautor, zum Skandal und zum Idol, zum Erfinder eines seitdem vielkopierten, unverwechselbar eigenen Ausdrucks. Übersetzungen in zahlreiche Sprachen beweisen die genuine stilistische Kraft und den Rang seines Werks über jedes allfällige Sprachspiel hinaus.

Das hässliche Portrait der hässlichen Verhältnisse, das er zeichnete, ihre groteske Übersteigerung, die Erkenntnisfunken, die aus seiner parodistisch und zugleich qualvoll verdrehten Sprache sprühen, sind Argumente genug, sein Werk zu studieren.

Abfall Bergland Cäsar
Werner Schwab

Inszenierung, Bühne & Kostüm: Stephanie Geiger
Musik, Video & Regiemitarbeit: FM Einheit
Video: Dion Schumann
Dramaturgie: Stephanie Gräve Elias Lepper

Mit: Vivienne Causemann, Nico Raschner, Jennifer Minetti † (im Video)

Premiere: Donnerstag, 9. Juni 2022, 19.30 Uhr, Großes Haus
Vorstellungen: So 12.6. / Di 14.6. / Sa 18.6. / So 19.6. / Mi 22.6. und Do 23.6. 19.30 Uhr, Großes Haus