Nach den Einzelausstellungen zu Christoph Lissy und Peter Wehinger widmet der Künstler Werner Marxx Bosch die dritte Personale in der von ihm im Herbst 2019 in Lustenau neu gegründeten Galerie Villa Marxx dem eigenen Schaffen. Die gezeigten Exponate umreißen eine Zeitspanne von 40 Jahren. Zu sehen sind figurative Gemälde, die anfangs der 1980er entstanden sind, als Bosch noch auf der Angewandten in Wien bei Peter Weibel, Oswald Oberhuber und Wilhelm Cermak studierte, von denen der Bogen dann bis hin zur Abstraktion und in der Folge bis zu den ganz neuen Werken gespannt wird, die ausschliesslich digital am Computer entstanden sind.
Aus der Frühzeit des Künstlers sind etwa Werkbeispiele aus dem Zyklus "Tischgespräche" zu sehen. Das Thema respektive der Titel dieser Serie kann als Metapher für das menschliche Dasein mit all seinen Ausprägungen interpretiert werden. Wobei der menschliche Körper in unterschiedlichen Stellungen das Hauptmotiv darstellt. Vordergründig sieht man die Figuren in teilweise exstatischen Aktionen. Die Bilder malte Bosch während seiner Studienzeit an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien in den Jahren 1982 bis 1983. Damals stand der Lustenauer Künstler noch ganz unter dem Eindruck der "Neuen Wilden Malerei". Einer Malerei, die das Vakuum der "bilderlosen" 1970er Jahre in Deutschland und Österreich auffüllen wollte.
Im ersten Raum der Galerie Villa Marxx ist zudem ein kleinformatiger Entwurf in Öl auf Leinwand zu einem überdimensionalen Gemälde zu sehen, für das Werner Marxx Bosch 1984 den zweiten Platz des Hypo-Kunstpreises zugesprochen erhielt und das bereits seine "Befreiung" vom Figürlichen belegt.
Seit rund fünfzehn Jahren "malt" Werner Marxx Bosch defacto ausschließlich digital. Die Palette reicht hier von Liniensystemen und von Linien umschlossenen Farbflächen bis zu Farbstreifen und Bildkompositionen, denen fraktale Algorithmen zugrunden liegen.
Werner Marxx Bosch wählt seine abstrakten Fraktale mit leidenschaftlicher Sorgfalt aus und entwickelt diese unter dem Titel „Cosmos Colors“ künstlerisch weiter. Der Computer und die in großer Zahl verfügbaren Fraktal-Programme sind ihm dabei nur Hilfsmittel, um seine Expeditionen ins Reich der Farben und Formen in immer neuen Variationen ausloten zu können. Seiner Experimentierfreudigkeit sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Der Begriff "Fraktal" (lat. fractus: gebrochen) wurde 1975 von dem Computerwissenschaftler und Mathematiker Benoit Mandelbaum (1924-1912) geprägt. Seinen Namen trägt auch das "Ur-Fraktal", welches manchmal auch als "Apfelmännchen" bezeichnet wird. Kennzeichen des Mandelbaum-Prinzips ist, dass durch sich immerwährend wiederholende mathematische Formeln mit komplexen Zahlen charakteristische Muster entstehen, die endlose Details aufweisen. Gute Beispiele für die Eingenarten von Fraktalen lassen sisch überall in der Natur wieder finden. Die Zweige an den Ästen von Bäumen, die vielfachen Verzweigungen innerhalb unserers Blutkreislaufes, die einzelnen Röschen eines Blumenkohls, die Blätter von Farnen oder die Formen der Küstenlinie. Diese fortlaufenden Wiederholungen werden auch als "Selbstähnlichkeit" bezeichnet.
Die neuen Kunstwerke von Bosch, die er als Einzelbilder, Diptychen oder auch Triptychen präsentiert, sind also in gewissem Sinne Überführungen von natürlichen und gesellschaftlichen Phänomenen in die digitale Welt der Formen und Farben. Kennzeichen dabei ist die farbliche Intensitität und Prägnanz der Arbeiten.
Werner Marxx Bosch: „82/21“ - Malerei und Grafik
Galerie Villa Marxx, Lustenau
2. Oktober bis 13. November 2021
Eröffnung: 2.10., 18-01 Uhr (lange Nacht der Museen)
Do, Fr 15-17, Sa 9-11