"Weisse Spinnen" in der Kunsthalle Arbon

Der 1955 im schweizerischen Wettingen geborene Künstler Eric Hattan findet sein Material im Alltäglichen, im Beiläufigen und Unspektakulären. In seiner Arbeit geht es nicht darum, etwas Neues zu erfinden. Vielmehr lenkt er mit feinem Sensorium und spielerischer Ironie den Blick auf die nächste, vertraute Umgebung, die er umkehrt, umordnet und so Bestehendes aus den Fugen hebt. Seien es sein persönliches Hab und Gut, das er im Ausstellungsraum zu einer Installation verdichtet, Matratzen, die er mit langen Stangen an die Decke stemmt, oder Kleider, die er zu Skulpturen faltet. Der Prozess und die stete Transformation dienen dem Konzeptkünstler ebenso als Gestaltungsprinzip wie seine ortsspezifische Herangehensweise.

Auch für seine Ausstellung "Weisse Spinnen" in der Kunsthalle Arbon nutzt Hattan Materialien aus dem Alltag. Gleich einem umherstreifenden Flaneur sammelte er von Jahresbeginn bis Mitte August an verschiedenen Orten im In- und Ausland auf der Strasse achtlos Weggeworfenes oder Liegengelassenes wie Drähte, Eis-Stängelchen, Wolle, Verpackungen oder kleine Objekte und fügt die einzelnen Gegenstände in der ehemaligen Industriehalle zu einem vielteiligen, fragilen Netz zusammen.

Performance "Chaises Musicales"

Im Rahmen der Ausstellung "Weisse Spinnen" findet am 2. September (17.00 Uhr) unter dem Titel "Chaises Musicales" auch eine Performance von Eric Hattan und Julian Sartorius statt. Hintergrund dazu ist, dass Hattan auch Stühle liebt. Seine Sammlung umfasst mehr als 200 Exemplare und reicht vom ausgewählten Designerstuhl bis zum ganz gewöhnlichen Küchenschemel. Sein Material findet der Künstler im Alltäglichen. In seiner Arbeit geht es ihm nicht darum, etwas Neues zu erfinden, vielmehr geht es ihm um ein Infragestellen durch Umdenken, um die minimale Intervention, die das Bestehende aus dem Lot und damit in unser Wahrnehmungsfeld rückt. Dieses Interesse teilt er mit dem Musiker und Klangforscher Julian Sartorius, der die Welt mit seinen Trommelschlägen kartographiert; fast alles kann ihm zum Resonanzkörper werden – Gras, ein Dachsschädel, Baumstämme. Diese findet er ebenfalls im Alltäglichen, auf (Klang-)Spaziergängen und Wanderungen. Was also, wenn ihm Stühle vorgetragen werden?

Die Performance wurde 2014 durch Olivier Kaeser / Jean-Paul Felley angeregt und im Centre culturel suisse in Paris uraufgeführt.

Eric Hattan lebt heute in Basel, Baulmes und gelegentlich in Paris, Julian Sartorius (*1981) lebt in Bern.

Eric Hattan: Weisse Spinnen
Kunsthalle Arbon
27.8.- 8.10.
Vernissage: Samstag, 26.8., 17 Uhr
Fr 17–19, Sa u. So 13-17
www.kunsthallearbon.ch

Performance "Chaises Musicales"
Eric Hattan & Julian Sartorius
Sa, 2.9., 17 Uhr (im Rahmen der Usestuehlete Arbon)