Vier neue Präsentationen im Tiroler Landesmuseum

Das Ferdinandeum in Innsbruck zeigt vier neue Präsentationen mit modernen Objekten, historischen Grafiken und einem Gemälde von Sandro Botticelli.

Ab Ende Oktober ist Sandro Botticellis Gemälde "Madonna mit Kind, dem jungen Johannes dem Täufer und zwei Engeln" aus der Galleria dell’Accademia in Florenz zu Gast im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Dieses herausragende Werk wird neben zwei kürzlich restaurierten Madonnenbildern aus der Sammlung der Tiroler Landesmuseen ausgestellt. Neben neuartigen Rückbezügen auf die Antike, wie sie in Botticellis Meisterwerken "Primavera" und der "Geburt der Venus" zu finden sind, zählen auch religiöse Szenen weiterhin zu den gängigen Bildern im 15. und 16. Jahrhundert.

Ein Tisch, eine Werkzeugkiste, ein Taschentuch, eine Schachtel: Die Werke, die die Sammlungspräsentation der Moderne unter dem Titel "Objets Perdus. Things of greater significance" präsentiert, entstehen aus der Beschäftigung mit gefundenen Gegenständen und alltäglichen Materialien. Ihr künstlerischer Wert ergibt sich aus dem künstlerischen Konzept, das den Objekten einen höheren Wert zuschreibt. Von einem Gebrauchsgegenstand verwandelt es sich in Kunstwerke, die einen tieferen Sinn erkennen lassen und sich für die Assoziationen der Betrachterinnen und Betrachter öffnen. Der Titel der Präsentation "Objets Perdus", der so viel bedeutet wie "verlorene Gegenstände", ist an den seit Beginn des 20. Jahrhunderts gebräuchlichen Begriff "Objets trouvés", also "gefundene Gegenstände", angelehnt. Die Bezeichnung fußt dabei auf der Idee, dass ein Gebrauchsgegenstand durch die Verwandlung zum Kunstwerk als Alltagsobjekt verloren geht. Ausgehend von diesem Gedanken legt die Auswahl an Werken in der Ausstellung nahe, über die materiellen Zwänge der Konsumgesellschaft nachzudenken. Im selben Zuge eröffnet sie einen erstaunlich einfachen Zugang zur zeitgenössischen Kunst und macht nachvollziehbar, wie Kunst Sinn stiftet.

In der Grafischen Sammlung hält das Thema der Verwandlungen Einzug, wenn man bedenkt, dass unterschiedliche Urteile über den Ursprung eines Werks unseren Blick auf selbiges verändern. Ralf Bormann, der Leiter der Grafischen Sammlung, hat es sich zur Aufgabe gemacht, der Herkunft einer Reihe italienischer Zeichnungen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert auf den Grund zu gehen. Die Sammlungspräsentation "Passepartoutnotizen" zeigt sowohl die Grafiken als auch die Ergebnisse dieser Untersuchung. Darüber hinaus gewährt sie den Besucherinnen und Besuchern Einblicke in einen faszinierenden Forschungsprozess. So wurden im Austausch mit 30 Expertinnen und Experten aus aller Welt Zeichenstil, Symbole und andere Besonderheiten der Arbeiten diskutiert. Anhand der Beobachtungen gaben die Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker Einschätzungen darüber ab, von welchem Künstler die Zeichnungen stammen könnten. Die teils sehr unterschiedlichen Urteile werden als "Passepartoutnotizen" zu den einzelnen Blättern präsentiert. Die betrachteten Werke zählen zu etwa 40.000 Grafiken, die sich im Besitz der Tiroler Landesmuseen befinden.

Die Präsentation "Metamorphosen" widmet sich dem Thema der Verwandlung, indem sie Motive aus dem gleichnamigen Werk des römischen Dichters Ovid in der niederländischen Druckgrafik des 17. Jahrhunderts betrachtet. Ovids Hauptwerk erzählt an die 250 Sagen der antiken Mythologie neu. Verteilt auf 15 Bücher umfasst es tausende Verse. Nachfolgenden Generationen diente diese Erzählung immer wieder als Inspirationsquelle für literarische und künstlerische Werke. Die Grafische Sammlung richtet ihren Blick dabei auf das 17. Jahrhundert und die Niederlande. Auch hier greifen Künstlerinnen und Künstler immer wieder die vielfältigen Motive aus der Erzählung auf und stellen sie in ihren Werken dar. Die Sammlungspräsentation zeigt eine Auswahl dieser bildgewaltigen Interpretationen zu Ovids monumentalem Heldenepos.

Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
29.10.2021 – 23.1.2022: Passepartoutnotizen und Metamorphosen
29.10.2021 – 30.1.2022: Ein Botticelli für Innsbruck
29.10.2021 – 13.3.2022: Objets Perdus