Was tut sich in den lokalen Kunstszenen, in den Studios und alternativen Kunsträumen? Und wie lässt sich die Vielfalt der zeitgenössischen Produktion und Präsentation von Kunst in einer Ausstellung fassen? Diesen Fragen geht das Belvedere 21 in einer dreiteiligen Schau nach.
Die Ausstellung knüpft damit inhaltlich an die 2019 gezeigte Schau "Über das Neue. Junge Szenen in Wien" an. Die Weltlage hat sich seither aber komplett verändert. Die Folgen der Covid-19-Pandemie sind deutlich zu spüren, Konflikte haben sich zugespitzt oder sind neu aufgebrochen: der Krieg gegen die Ukraine, die Situation der Frauen im Iran, Black Lives Matter. Herausforderungen wie die Klimakrise und Debatten um Rassismus und Sexismus beeinflussen den Kunst- und Kulturbetrieb und haben Auswirkungen auf die künstlerische Tätigkeit. Reaktionen auf diese Krisen und Umwälzungen interessierten das kuratorische Team von "Über das Neue" bei der Auswahl der künstlerischen Positionen.
Aus der Tradition des feministischen Kuratierens heraus war es Christiane Erharter, Andrea Kopranovic, Ana Petrović, Claudia Slanar und Luisa Ziaja auch wichtig, Leerstellen zu füllen: Welche Positionen sind im Museum unterrepräsentiert? Welche Positionen fehlen gänzlich? Gerade weil es in der Museumsarbeit noch immer um Repräsentationsfragen geht.
Unsere Auswahl der künstlerischen Positionen und der Kunsträume versucht, die Diversität der verschiedenen Szenen, Strategien, Genres, Inhalte und Zugänge widerzuspiegeln. Sie ist aus einem Diskussionsprozess in unserem Team hervorgegangen mit dem Ziel, eine Art Panorama des Gegenwärtigen zu skizzieren. Dabei ging es uns immer darum, individuelle Ansätze und Haltungen gleichberechtigt zu behandeln, so die Kuratorinnen der Ausstellung.
Künstler:innen und Projekträume aus Linz und Salzburg erweitern das Spektrum zeitgenössischer Ansätze, Strategien und Diskurse auch räumlich. Zudem führt eine Exkursion zu den Kunsträumen nach Bratislava über die Landesgrenze hinaus. Die Schau umfasst drei aufeinanderfolgende Teile mit insgesamt rund 45 künstlerischen Positionen und 24 Kunsträumen, die wechselnde Ausstellungen in der Ausstellung kuratieren. Durch diese Dynamisierung multiplizieren sich die Perspektiven auf das, was heute Kunst sein kann, auf ihre Themen, Ästhetiken, Ausdrucksformen und darauf, unter welchen Bedingungen sie entsteht und wahrgenommen wird.
Das Wiener Architekturkollektiv AKT entwickelte aus der Anforderung, dieser Vielstimmigkeit von Ausdrucksformen eine Bühne zu geben, eine multifunktionale, flexible Raumlösung. Diese stellt sich dem durchlässigen und transparenten, aber auch statischen und männlich-modernistischen Bau Karl Schwanzers mit dem Anliegen kollektiver Teilhabe entgegen. Auf vier Wägen verteilt, kommen sich die Künstler:innen und Spaces im Sinne nachbarschaftlicher Gegenüberstellungen nahe, was zu Verbindungen oder Abgrenzungen, jedoch immer zu neuen Arten des Umgangs mit der Umgebung und dem zur Verfügung stehenden Raum führt. Darauf reagiert auch das Grafikstudio Beton, dessen eigens konzipierte Bildmarke die Dreiteiligkeit der Ausstellung auch visuell greifbar macht.
Über das Neue Teil 2
Wiener Szenen und darüber hinaus
13. Juli bis 15. Oktober 2024