Das Sprengel Museum Hannover zeigt erstmals in diesem Umfang bedeutende Positionen kanadischer und US-amerikanischer Fotografie von 1980 bis heute.
Zu den Künstlerinnen und Künstlern, deren Werke das Haus auf einer Fläche von rund 2000 Quadratmetern präsentiert, gehören unter anderem Cindy Sherman, Nan Goldin, Jeff Wall, Walead Beshty, Carrie Mae Weems und Martine Gutierrez.
Die 1980er-Jahre bedeuteten einen tiefen Wandel in der Geschichte der Kunstfotografie. Zu dieser Zeit wurden in Nordamerika die Weichen für die künstlerische Vielfalt gestellt, die dem Genre bis heute den Weg weisen. Mit 339 Bildern Leihgaben und Werken aus der Sammlung des Sprengel Museum Hannover bietet die Ausstellung den bislang umfassendsten Überblick über das fotokünstlerische Schaffen in Kanada und den USA der letzten 40 Jahre.
Im ersten Teil der Überblicksschau offenbart sich der Wandel vom traditionellen dokumentarischen Stil zu einer reflektiert autonomen künstlerischen Fotografie, für die bekannte Namen wie Cindy Sherman, Nan Goldin und eben Jeff Wall stehen zentrale, heute längst etablierte Positionen, die als Einführung in die unmittelbare Gegenwart fungieren. Zur nächsten Generation, die die Ausstellung vereint, gehören unter anderem Gregory Crewdson, Liz Deschenes und Lorna Simpson, die sich, bereits im digitalen Zeitalter en vielfach politisch aufgeladenen Positionen finden sich verstärkt neue subjektive, medienkritische oder gattungsübergreifende Ansätze.
Augenfälliger wird der bildgeschichtliche Wandel der Generation jener Künstlerinnen und Künstler, die in den siebziger Jahren und später geboren wurden. Bei ihnen ist der klassische Gegensatz von Politik und Kunst als Spannung im Werk selbst aufgehoben. Zudem gewinnen das Thema von gesellschaftlicher Identität sowie Fragen von Gender und Sexualität an Bedeutung.
Die Frage nach dem Wahrheitsgehalt fotografischer Bilder ist nicht neu, in Zeiten der digitalen Bilderflut jedoch aktuell wie nie. Realität oder Inszenierung, Schnappschuss oder nachgestellter Moment, Deep Fake oder Tatsache? Die Rolle fotografischer Bilder ist für die Konstruktion von Erzählungen ungebrochen, auch wenn die Möglichkeiten der Bildmanipulation weithin bekannt sind.
True pictures? - Zeitgenössische Fotografie aus Kanada und den USA
Bis 13. Februar 2022