Today I’ve been you

Christian Vogt (geb. 1946) macht seit vierzig Jahren immer wieder mit aussergewöhnlichen Projekten auf sich aufmerksam. Bereits als Dreissigjähriger schuf er sich einen Namen mit der Serie "Rahmenbilder", mit der er das Verhältnis zwischen sichtbarer Realität und fotografischem Bild untersuchte, in einer der ersten Ausstellungen der Fotostiftung Schweiz im Kunsthaus Zürich. Seither trat er mit zahlreichen Publikationen und Ausstellungen an die Öffentlichkeit und zeigte sich als Künstler, der sich und seine Arbeit ständig neu hinterfragt – weit weg von kurzlebigen Trends.

Zu Christian Vogts zentralen Themen gehört – neben konzeptuellen Arbeiten, in denen nicht selten Worte oder kurze Texte überraschende Bedeutungen hervorrufen –, die Darstellung von Zeit und Raum: Zeit, die nach ihren eigenen Gesetzen abläuft und sich an langsamen Veränderungen oder unvorhersehbaren, plötzlichen Ereignissen ablesen lässt, an Zufällen, für die Vogt ein spezielles Sensorium entwickelt hat. Und Innen- oder Aussenraum, der offen einsehbar ist und doch etwa durch einen feinen Nebelschleier oder den Detailreichtum quasi sich selbst verschliesst.

Fotografie ist bei Vogt nie nur Abbild, sondern immer auch eine Frage nach dem, was sich an Bedeutung oder Geschichte hinter der Oberfläche verbirgt, eine Reflexion über die Subjektivität des fotografischen Blicks, im Bewusstsein, dass das eigentliche Bild erst in der Wahrnehmung des Betrachtes entsteht. Vogt sagt es mit Laotse: "Das Sichtbare macht die Form eines Werkes aus, das Nicht- Sichtbare dessen Wert."

In der Ausstellung "Today I’ve been you", die in enger Zusammenarbeit mit Christian Vogt entsteht, werden seine "Fotografische Notizen", ein ab 1981 geführtes fotografisches Tagebuch, neueren Arbeiten gegenübergestellt: den grossformatigen Serien "Flaxen Diary" (ab 2003), den "Nebelbildern" (2003), den "Naturbildern" (2009) sowie seiner neusten Bild/Text-Arbeit "Skinprints" (2009). In diesen äusserst präzise gesetzten Stempelbildern wird der Text zum Bild und die Haut, auf der sie eingeschrieben sind, zum existenziellen Hintergrund für Fragen wie "Am I what I think others think I am."


Publikation: "Christian Vogt – Today I’ve been you." Hrsg. Martin Gasser / Fotostiftung Schweiz. Mit einem Essay von Martin R. Dean und einem Gespräch mit Christian Vogt. 96 Seiten, ca. 70 Abbildungen, Schwabe Verlag, Basel 2009.

Christian Vogt – Today I’ve been you
24. Oktober 2009 bis 14. Februar 2010