Tanz der Hände

Ein Tanzabend im Rahmen der Salzburger Festspiele 1927 ist Ausgangspunkt einer interdisziplinären Spurensuche zum Thema Fotografie und Hände: Die beiden Solotänzerinnen der Wiener Staatsoper, Tilly Losch (1903–1975) und Hedy Pfundmayr (1899–1965), zeigten dort ungewöhnliche Choreografien, bei denen sie, auf dem Boden sitzend, lediglich ihre "in mystischer Bewegung wechselvoll verschlungenen Hände" bewegten.

Dieser "Hände-Tanz" sollte für beide zum Markenzeichen werden, ihr Auftreten in Fotografie und Film inspirieren und damit die Wahrnehmung in einer breiten Öffentlichkeit prägen. Zudem spielten Hände und Posen in der Studiofotografie der Zeit eine wichtige Rolle. Die Ausstellung folgt den Spuren, die jene Tänze in den Biografien der beiden Ballerinen hinterließen und die ihr Image in Fotografie und Film prägten.

Die 1920er-Jahre waren erfüllt von einem "Händekult", der sich in den verschiedensten Lebensbereichen offenbarte. Im immer populärer werdenden Ausdruckstanz standen sie für ein neues Körperbewusstsein, und in der damals aufblühenden Lesbenszene galten sie als geheimnisvoll-erotisches Symbol. Illustrierte Massenmedien der Zeit und die Werbung befriedigten das Verlangen nach effektvollem Bildmaterial. Zur Bestimmung oder Darstellung des Charakters dienten sie den Handlesern ebenso wie den Porträtfotografen.

Somit spannt sich ein weiter Bogen, angefangen bei den expressiv gespreizten Fingern Egon Schieles über die innovativen Gesten der Mary Wigman bis hin zu einer Typologie der Posen in der Studiofotografie. Eine Ausstellung des Photoinstitut Bonartes, erweitert in Zusammenarbeit mit dem Museum der Moderne Salzburg.


Tanz der Hände
Tilly Losch und Hedy Pfundmayr in Fotografien 1920
14. November 2014 bis 15. Februar 2015