Stefanie Moshammer - We Love Our Customers

Stefanie Moshammers fortlaufende Serie "We Love Our Customers" spielt mit unserer Wahrnehmung der heutigen Konsum- und Markenkultur. Die Künstlerin untersucht auf humorvolle und scharfsinnige Art und Weise unsere Beziehung zu Kleidungsstücken zwischen Tradition und Gegenwart, zwischen Wertschätzung und Massenprodukt, zwischen Second Hand und Fast Fashion.

Moshammer begann ihr Langzeitprojekt im Jahr 2018 und führt es ortsspezifisch mit jeder neuen Ausstellung weiter. Im Kunst Haus Wien zeigt Moshammer neue Videoarbeiten, digital bearbeitete Textilcollagen und ortsspezifische Objekte.

Frauenhände mit rosa Kunstnägeln, verziert mit Logos von Luxusmarken, streicheln ausrangierte Kleidungsstücke. Sie erkunden haptisch jedes Detail des Textils, liebkosen es regelrecht. Eine Computerstimme trägt digital generierte Gedichte vor, gespeist aus Worten von Shopping-Haul-Videos, in denen Konsument:innen ihre günstige Einkaufsausbeute präsentieren. Daneben tritt ein funktionslos gewordener, weil verbogener metallener Kleiderständer in Erscheinung.

Die gesamte textile Kette von der ressourcenbelastenden Fasererzeugung über die Überproduktion unter prekären Arbeitsbedingungen bis hin zur verantwortungslosen Entsorgung stellt eine massive ökologische Belastung dar. Gleichzeitig sind Kleidungsstücke soziale Objekte, die oftmals Geschichten, Erinnerungen und soziale wie kulturelle Bedeutungen verkörpern. Die in der Ausstellung versammelten Arbeiten kokettieren mit dieser Wertedichotomie und dem Kontrast von organischen Materialien und entfremdeten, maschinellen Versatzstücken. Industrielle Rollenketten rahmen etwa eine Textilcollage aus weißen Stoffresten, die über Jahrzehnte gesammelt wurden. Computergenerierte Porträts, auf Satin gedruckt, formen sich zu textilen Reliefs. Sie sind „fehlerhaft“: Die Maschine ist daran gescheitert, das menschliche Gesicht zu kopieren. Durch die analoge Bearbeitung der Künstlerin werden die Porträts von einem binären Code zu einem dreidimensionalen, von Menschenhand geformten Objekt.

Neben digital generierten Texten und Found-Footage-Videos dient Stefanie Moshammer die Stoffsammlung ihrer Großmutter als Ausgangsmaterial. Spielerisch bringt die Künstlerin unterschiedlichste Elemente zusammen, um die Absurdität und Komplexität der Fast-Fashion-Industrie aufzuzeigen. Moshammers Arbeiten fungieren als visuelle Parodie auf ein obsessives und unreflektiertes Konsumverhalten und halten gleichzeitig auf subtile Weise dazu an, dieses kritisch zu hinterfragen.

We love our customers
Stefanie Moshammer
13. Oktober 2022 bis 14. Februar 2023
Kuratorin: Sophie Haslinger