Schweizer Kunst von Ferdinand Hodler bis Max Bill - Die Sammlung Gerhard Saner

Mit ihrer einzigartigen Kombination aus Werken der frühen Moderne und der konstruktiv-konkreten Schweizer Kunst gehört die Sammlung von Gerhard Saner zu den bedeutendsten Privatsammlungen der Schweiz.

Seit über 50 Jahren sammelt Gerhard Saner Schweizer Kunst. Auslöser für seine Kunstbegeisterung war ein Besuch im Stedelijk ­Museum in Amsterdam Ende der 1950er-Jahre, wo ihn die Werke von Vincent Van Gogh besonders berührten. Saner war damals als Jazzdrummer unterwegs, bevor er sich als Unternehmer im Bereich der Uhrenzulieferindustrie mit seiner Firma in Studen bei Biel dauerhaft niederliess und zum Kunstsammler entwickelte. Zurück in der Schweiz kam Saner in den Kunstmuseen von Solothurn und Bern u. a. mit dem Schaffen von Cuno Amiet (1868–1961) in Berührung, von dem er 1966, im Alter von 28 Jahren, erste Werke erwarb. Bedeutsam und bestärkend war in dieser frühen Sammlerphase die persönliche Begegnung mit dem Industriellen und Kunstsammler Josef Müller (1887–1977), der damals im Museum der Stadt Solothurn als ehrenamtlicher Konservator wirkte und zahlreiche Ausstellungen moderner Schweizer Kunst organisierte. Die gegenständliche Schweizer Kunst des späten 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sollte sich in der Folge zu einem Schwerpunkt der Sanerschen Sammlung entwickeln. Sie umfasst ganze Werkgruppen renommierter Vertreter der frühen Schweizer Moderne, allen voran von Ferdinand Hodler (1853–1918), Cuno Amiet und Giovanni Giacometti (1868–1933). Es sind aber auch weniger bekannte Kunstschaffende aus jener Epoche vertreten, die selten so konsequent gesammelt worden sind, etwa der Berner Max Buri (1868–1915) oder der Walliser Edouard Vallet (1876–1929).

In den 1970er-Jahren kommt es zu einem sammlerischen Neuanfang, der nicht zuletzt der Begegnung von Gerhard Saner mit Max Bill (1908–1994) geschuldet ist, der später auch Einsitz in der 1990 gegründeten Fondation Saner nehmen sollte. Der neue Sammlungsfokus gilt der konstruktiv-konkreten Kunst, vor allem dem Schaffen von Max Bill, aber auch den übrigen Zürcher Konkreten Verena Loewensberg (1912–1986), Richard Paul Lohse (1902–1988) und Camille Graeser (1892–1980), die jeweils mit mehreren Werken vertreten sind. Auch für die jüngeren Vertreter dieser Kunstrichtung wie etwa Karl Gerstner (1930–2017), Paul Talman (1932–1987), Hans Jörg Glattfelder (1939) oder Jakob Bill (1942) interessiert sich Gerhard Saner. So formiert sich in der Sammlung ein zweites Hauptgewicht, das einer spezifischen Kunstströmung gewidmet ist, die in der Schweizer Kunstgeschichte von zentraler Bedeutung ist.

Gerhard Saners Blick für die Kunst hat sich im Laufe der Zeit immer wieder gewandelt und erneuert. So begeistert er sich auch für das Schaffen von Adolf Wölfli (1864–1930) oder Adolf Dietrich (1877–1957): ersterer wird der Art Brut zugezählt, letzterer der sogenannten Naiven Malerei, gleichfalls wichtige Kunstrichtungen im Schweizer Panorama. Auch zentrale Werke von Gustave Buchet (1988–1963) und Otto Morach (1887–1973), Vertreter einer frühen Abstraktion in der Schweiz, sind in der Sammlung zu finden, ebenso wie die Expressionisten Albert Müller (1897–1926) oder Hermann Scherer (1893–1927) sowie die Surrealisten Serge Brignoni (1903–2002) und Walter Kurt Wiemken (1907–1940).

Die Sammlung von Gerhard Saner vereint ein breites Spektrum an ästhetischen Positionen, die zusammen einen umfangreichen und ausserordentlich reichhaltigen Einblick in die moderne Kunst in der Schweiz erlaubt.

Die Sammlung Gerhard Saner.
Schweizer Kunst von Ferdinand Hodler bis Max Bill
21. August bis 30. Oktober 2022