Zu den wichtigsten und prachtvollsten Bildquellen der Geschichte Wiens zählt die »Sammlung von Aussichten der Residenzstadt Wien«, die ab 1779 im Verlag Artaria erschien. Es handelt sich dabei um 57 kolorierte Umrissradierungen, gezeichnet und gestochen von Carl Schütz, Johann Ziegler und Laurenz Janscha. Vor allem die Erstausgaben sind Höhepunkte der Wiener Grafikgeschichte.
Als Zeitfenster für Wien um 1800 sind die Veduten von unschätzbarem Wert. Denn mit jedem der »perspectivischen Prospecte« erschließt sich dem Betrachter ein Teil des lebendigen Stadtorganismus. Wien hatte gerade einen enormen Wachstumsschub hinter sich: Die Einwohnerzahl war von 80.000 (um das Jahr 1700) auf über 230.000 im Jahr 1790 gestiegen. Die Stadt breitete sich nun fast flächendeckend bis zum Linienwall, dem heutigen Gürtel, aus.
Neue prächtige Gebäude wurden auf den Wien-Ansichten von Artaria ebenso dokumentiert wie soziale Einrichtungen (etwa das Allgemeine Krankenhaus) oder die erstmals für das Volk geöffneten Grünerholungsgebiete (Augarten, Prater). Der »Clou« der erfolgreichen Bilder ist ihr »Mitwachsen« mit der Zeit. Bis 1846 gab es Neuauflagen, bei denen alte Details aus den Kupferplatten »gedeckt« und neue hinzugeätzt wurden – von Bauwerken bis zur jeweils aktuellen Mode der Figuren.
Herzstück einer Ausstellung in der Wiener Hermesvilla im Lainzer Tiergarten sind die handkolorierten 57 Ansichten von Schütz, Ziegler & Janscha, dazu kommen jene farblich subtilen Aquarelle, die als Vorlagen dienten, aber auch Beispiele anderer Künstler, die ein neues Bild der Großstadt um 1800 vermittelten.
Ausstellungskatalog: »Schöne Aussichten. Die berühmten Wien-Bilder des Verlags Artaria«. Hg. Wolfgang Kos, Reingard Witzmann; Christian Brandstätter Verlag, Wien 2007
Schöne Aussichten
Die berühmten Wien-Bilder des Verlags Artaria
10. Mai bis 4. November 2007