Sadie Murdoch. Sss—Mm

Die Britin Sadie Murdoch (*1965), Dozentin am Goldsmith College in London, beschäftigt sich mit Genderfragen und weiblichen Protagonistinnen in der Kunst der Moderne. Dabei richtet sie ihre Aufmerksamkeit vor allem auf Repräsentationsweisen, etwa auf fotografisches Archivmaterial, das sie mit ihrem feministischen Blick decodiert und neu rekonstruiert.

Für ihre Farbfotografien schlüpft die Künstlerin in die Rolle und Haltung der auf einer historischen Fotografie festgehaltenen Person. Bei diesem Prozess der Neuinszenierung, des Reenactments von Schwarz-Weiss-Fotografien in Farbe, für den die Künstlerin ihre Haut in unbunten Grauwerten einfärbt, stellt sie die Situationen nicht bloss nach, sondern fügt minimale Abweichungen und Manipulationen ein, sodass Realität und Fiktion, Malerei und Fotografie miteinander verschmelzen. Anhand dieser Auseinandersetzung mit fotografischem Archivmaterial untersucht Sadie Murdoch, wie die Rezeption der Moderne konstruiert wird.

Für ihre Ausstellung im Museum Haus Konstruktiv hat die Künstlerin Collagen geschaffen, in denen sie auf Fotos der von Marcel Duchamp und Man Ray entwickelten "Rotoreliefs" (1926) und der von Sophie Taeuber-Arp gestalteten "Bar Aubette" (1927/1928) zurückgreift. Dabei kombiniert sie Fragmente von Aufnahmen ihres eigenen Körpers mit fragmentarischen Aufnahmen der historischen Figuren Elsa von Freytag-Loringhoven und Josephine Baker. Auch die australische Feministin Germaine Greer ist in diesen Collagen präsent.

Beide Fotoserien umkreisen Themen der Selbstinszenierung im Spannungsfeld von Sein und Schein, Realität und Fiktion, Fakt und Mythos. Sadie Murdochs Collagen stehen im Dialog mit den Werken aus der historischen Gruppenausstellung "Dada anders", die zeitgleich im Museum Haus Konstruktiv zu sehen ist.


Sadie Murdoch. Sss—Mm
25. Februar bis 8. Mai 2016