S wie Schlachtenbilder …

"S wie Schlachtenbilder …" zeigt zum wiederholten Mal eine Ausstellung aus dem umfangreichen Sammlungsbestand der Neuen Pinakothek. Wie zuvor bereits "M wie Mythen, Märchen …", "In der Hölle der Gemütlichkeit – Deutsche Genre- und Salonmalerei im ausgehenden 19. Jahrhundert" und "Ein Jahrhundert geht zu Ende. Die Neue Pinakothek als Museum zeitgenössischer Kunst" zieht die Präsentation gleichsam ein Register zur genaueren Betrachtung hervor. Das Konzept einer Studiengalerie beschreibt dabei zugleich Möglichkeiten und Grenzen eines solchen Projektes.

Die Studiengalerie stellt zum einen die in der Galerie des Obergeschosses gezeigten Meisterwerke in einen größeren, historischen Kontext und lässt ein vertieftes Verständnis der einzelnen Werke zu. Aufstieg und Fall einzelner Bildgattungen werden ebenso sichtbar wie Funktion und Bedeutung einer sich stetig wandelnden Bildsprache. Auch wird die Geschichte der Sammlung nach Art und Umfang nachvollziehbar und lebendig. Zum anderen erlaubt die Beschränkung auf den eigenen Sammlungsbestand jedoch nur eine begrenzte Perspektive auf einzelne Themen und Sujets. Fragen müssen daher offen bleiben, einzelne Beobachtungen verlangen nach einem größeren Horizont – eine Studiengalerie eben.

Aus diesem Grund begleitet nicht die wissenschaftliche Summe eines Ausstellungskatalogs die Präsentation; vielmehr ermöglichen die in der Ausstellung ausliegenden, umfangreichen Gemäldekataloge der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen einen informativen Zugang zu den ausgestellten Werken. "S wie Schlachtenbilder …" ist jedoch etwas Besonderes. Zum ersten Mal seit über dreißig Jahren führt die Ausstellung alle Gemälde aus den beiden Schlachtenzyklen Wilhelm von Kobells in München zusammen, die den napoleonischen Kriegen zu Beginn des 19. Jahrhunderts gewidmet sind und die zur Sammlung der Neuen Pinakothek gehören. Der größere Teil der Werke befindet sich als Dauerleihgaben im Bayerischen Armeemuseum Ingolstadt, das freundlicherweise auf diese Gemälde für die Dauer der Ausstellung verzichtet hat.

Die beiden Schlachtenbilderzyklen, gemalt für Marschall Berthier, den Generalstabschef Napoleons, und Kronprinz Ludwig von Bayern bilden das Kernstück der Präsentation. Aufgrund der Größe des Formats sind die für Ludwig gemalten Schlachtenbilder jedoch nicht in Saal C, sondern in Saal 2 ausgestellt.

Das Schlachtengemälde nimmt innerhalb der Gattung des Historienbildes eine besondere Position ein. Es ruft die Heldentaten von Kaisern und Königen in Erinnerung oder markiert historische Wendepunkte in der Geschichte einzelner Länder und ganzer Kontinente. Im 19. Jahrhundert tritt zur Glorifizierung der Helden und der Ereignisse der Charakter sachlicher Berichterstattung in den Darstellungen hinzu. Anspruch und Wirklichkeit lösen sich jedoch schnell voneinander. Für die Nachwelt zur Mahnung und zur Erinnerung gedacht findet heute kaum eine Bildgattung weniger Beachtung als diejenige des Schlachtenbildes.

Die Präsentation stellt daher weniger die Ereignisse in den Mittelpunkt, die sich 2014 zum zweihundertsten Male jähren, sondern vielmehr die Frage nach der sich wandelnden Funktion des Genres im Bildgefüge des 19. Jahrhunderts. Die Auswahl von ca. 45 Werken beschränkt sich dabei nicht nur auf Schlachtendarstellungen, sondern folgt auch dem Motivwandel und der veränderten Bildsprache, mit der die Kunst ein durchaus kriegerisches Jahrhundert begleitete.


S wie Schlachtenbilder …
9. April bis 8. September 2014