Porträtzeichnungen des 15. und 16. Jahrhunderts

Das Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel besitzt eine grossartige Sammlung von Zeichnungen des 15. und 16. Jahrhunderts, von denen viele im Gebiet des Oberrheins und der Schweiz entstanden sind. Sie geben eine gute Vorstellung von der Blüte der Kunst in der Zeit um 1500. Der Basler Jurist Basilius Amerbach (1533–1591) hatte diese Zeichnungen (insgesamt etwa 2000), druckgrafische Werke, Gemälde und eine Fülle anderer Kunstwerke in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vorwiegend in Basel und in der näheren Umgebung gesammelt und in einem dafür errichteten Sammlungsbau, dem eigentlichen Amerbach-Kabinett, untergebracht.

Mit dem Ankauf des Amerbach-Kabinetts im 17. Jahrhundert durch die Stadt Basel wurde die Grundlage für die im 19. Jahrhundert entstehenden Basler Museen geschaffen. Weitere Altmeisterzeichnungen kamen durch Übernahme des Museums Faesch zu Beginn des 19. Jahrhunderts hinzu. Dies war die Sammlung des Basler Juristen Remigius Faesch (1595–1667), der sich am Petersplatz in Basel ein eigentliches Museum hatte bauen lassen. Erst in jüngerer Zeit konnte die Sammlung des Kupferstichkabinetts auf dem Gebiet der Zeichnungen des 15. und 16. Jahrhunderts wesentlich bereichert werden. Neben einzelnen Ankäufen von Zeichnungen von Lucas Cranach d. Ä., Ambrosius Holbein und Urs Graf kam dies durch grosszügige Geschenke zustande. Hervorzuheben ist die CIBA Jubiläumsschenkung von 1959, mit der 11 Meisterzeichnungen in die Sammlung kamen, unter ihnen Porträtzeichnungen von Martin Schongauer, Albrecht Dürer und Hans Schäufelein.

Zeichnungen stehen so gut wie immer am Beginn künstlerischer Arbeit, und das trifft auch auf Porträts zu. Diese gewannen als Bildaufgabe in der Zeit nach 1400 zunehmend an Bedeutung. Bei den Niederländern ist vor allem Jan van Eyck (um 1390–1441) zu nennen, der in seinen naturnahen Bildniszeichnungen und seinen mit lasierenden Farben ausgeführten Gemälden die Formelhaftigkeit und das Typenhafte früher Formen des Porträts durchbrach. Porträts wurden in zunehmendem Masse für das städtische Bürgertum wichtig, das sich vor allem in Stifterbildnissen auf Altären oder Glasgemälden und dann im privaten Bereich der Familie repräsentiert oder dokumentiert wissen wollte. Porträts dienten dem Andenken an eine Person. Häufig wurden deshalb Namen und Alter der Dargestellten genannt, und die Zugehörigkeit zu einer Familie durch Wappen hervorgehoben. Die Figur des Todes auf der Rückseite eines Bildes oder auf einer zweiten Tafel, und mahnende Inschriften konnten das Bewusstsein für die Vergänglichkeit der Porträtierten oder ihrer weltlichen Reichtümer wach halten.

Aus seinen reichen Beständen zeigt das Kupferstichkabinett nun 40 Porträtzeichnungen des 15. und 16. Jahrhunderts. Unter den namhaften Künstlern finden sich die berühmtesten dieser Zeit, die in Süddeutschland und am Oberrhein tätig waren: Hans Holbein d.Ä., Ambrosius Holbein, Hans Holbein d.J., Albrecht Dürer, Hans Baldung Grien und Urs Graf. Parallel zur Ausstellung der Porträts ist in den Räumen der Gemäldegalerie im 1. Stock die Präsentation "Holbein vor Holbein – Gemälde und Zeichnungen von Hans Holbein d.Ä. und Sigmund Holbein" zu sehen.

Porträtzeichnungen des 15. und 16. Jahrhunderts
15. Januar bis 7. April 2013
Grafikkabinette 1. Stock