"Paarlauf" - Epochenübergreifende künstlerische Parallelen

Bestimmte Themen und Formen werden von Künstlerinnen und Künstlern unabhängig von Zeit und Ort immer wieder aufgegriffen. Das Phänomen der epochenübergreifenden künstlerischen Parallelen und wie es die Fantasie anregt, steht im Mittelpunkt von "Paarlauf". Die Ausstellung im Kunstmuseum Basel zeigt rund zwanzig Gegenüberstellungen von Gemälden, Skulpturen und fotografischen Arbeiten aus der eigenen Sammlung und ausgewählten Objekten aus der privaten Sammlung 'Im Obersteg'.

Die Präsentation ist assoziativ angelegt und soll den intuitiven Zugang zur Kunst erleichtern. Die Mischung von Werken unterschiedlicher Epochen und Genres führt mal zu überraschenden Begegnungen, mal zu stimmigen Wahlverwandtschaften. Im Paarlauf scheinen sie zu interagieren. So trifft etwa ein grossformatiges Gemälde der zeitgenössischen Basler Künstlerin Mireille Gros auf eine kleine Ölskizze von Paul Cezanne. Beide vereint die künstlerische Auseinandersetzung mit der Wahrnehmung von Natur. Mit Hans Holbeins d. J. "Zwei Totenschädel in einer Fensternische" von 1520 und Niklaus Stoecklins neusachlichem Gemälde "Sarg-Schreinerei" von 1919 stehen sich zwei unterschiedliche Assoziationen zum Sterben gegenüber.

Die Ausstellung bleibt in Bewegung, ähnlich einem Paarlauf auf dem Eis. Regelmässige Neuhängungen binden während der zwölfmonatigen Laufzeit neue Exponate ein, andere scheiden aus. Die Sammlungspräsentation entwickelt so ihre eigene Choreografie. Kurztexte, verfasst von Personen innerhalb und ausserhalb des Kunstbetriebs, begleiten ausgewählte Werkpaare. So haben unter anderem die Schriftstellerin Ilma Rakusa, die Pfarrerin Caroline Schröder-Field, die 12-jährige Schülerin Maira Van Dam und die Provenienzforscherin Tessa Rosebrock ihre Beobachtungen dargelegt. Aus unterschiedlichen Altersgruppen und mit ungleichen Expertisen rücken die Autor:innen verschiedene Aspekte der Bildinhalte in den Vordergrund. Auch Musik darf bei einem Paarlauf nicht fehlen. Im Rahmen einer Kooperation mit der Stiftung For Young Musicians Basel haben junge Musiker:innen ausgewählte Kompositionen zu bestimmten Werkpaaren eingespielt.

Ein eigener Ausstellungsraum ist Marc Chagall gewidmet: Kürzlich wurden eine Gruppe früher Zeichnungen und ein Gemälde des Künstlers in die Sammlung des Kunstmuseums Basel aufgenommen. Die Gegenüberstellung mit den bekannten Chagall-Beständen der Sammlung 'Im Obersteg' ermöglicht neue Einblicke in das Frühwerk des Malers und verdeutlicht, wie Erweiterungen beider Sammlungen immer wieder neue Werkbegegnungen ermöglichen.

Die Paarungen der ersten Hängung

  • Alexej von Jawlensky (1864–1941) / Joan Miró (1893–1983)
  • Antoni Clavé (1013–2005) / Gertrud Bock-Schnirlin (1878–1948) und Konrad Witz (um 1400–um 1445/47)
  • Bernard Buffet (1928–1999) / Lenz Klotz (1925–2017)
  • Carl Burckhardt (1878–1923) / Suzanne Valadon (1865–1938)
  • Franziska Schiratzki (*1960) / Maurice de Vlaminck (1876–1958)
  • Hans Arp (1886–1966) / Aristide Maillol (1861–1944)
  • Hans Baldung Gen. Grien (1484/85–1545) / Otto Plattner (1886–1951)
  • Hans Holbein d. J. (ca. 1497/98–1543) / Niklaus Stoecklin (1896–1982)
  • Jean Dubuffet (1901–1985) / Jean Dubuffet (1901–1985)
  • Jean-Paul Riopelle (1923–2002) / Walter Bodmer (1903–1973)
  • Maria La Roche (1870–1985) / Alexej von Jawlensky (1864–1941)
  • Mireille Gros (*1954) / Paul Cezanne (1839–1906)
  • Pablo Picasso (1881–1973) / Pierre-Auguste Renoir (1841–1919)
  • Raoul Dufy (1877–1953) / Raoul Dufy (1877–1953)
  • Ulrike Rosenbach (*1943) / Alexej von Jawlensky (1864–1941)

    Durch regelmässiges Umhängen der Ausstellung kommen stets neue Werke anderer Künstler:innen hinzu, während andere ausscheiden.

Paarlauf
Bis 27. Juli 2025
Kuratorin: Géraldine Meyer