Max Oppenheimer – nach seiner Signatur auch kurz MOPP genannt – war Expressionist der ersten Stunde. Geboren 1885 in Wien, studierte er zunächst an der Wiener Akademie der bildenden Künste und später an der Kunstakademie in Prag. Er nahm an den legendären Ausstellungen Kunstschau Wien 1908 und Internationale Kunstschau Wien 1909 teil, wo er Bekanntschaft mit zahlreichen progressiven Künstlern jener Zeit wie Oskar Kokoschka (1886–1980), Egon Schiele (1890–1918) oder etwa Albert Paris Gütersloh (1887–1973) machte. Der um fünf Jahre jüngere Egon Schiele suchte 1909 aktiv den Kontakt zu Oppenheimer. Deren freundschaftliche Verbindung überdauerte Jahre und manifestierte sich etwa im gemeinsamen Arbeiten in Schieles Atelier (Winter 1910/11) oder in der gegenseitigen Wertschätzung ihrer künstlerischen Arbeiten. In dieser Zeit porträtierten die Künstler einander einige Male. Aus einer anfänglichen Freundschaft mit Kokoschka entwickelte sich aufgrund von Rivalitäten der beiden Protagonisten der österreichischen Avantgarde eine regelrechte Feindschaft. Kokoschka bezichtigte Oppenheimer des Plagiats und wandte sich an seinen internationalen Bekanntenkreis, um seine Botschaft zu verbreiten und das Werk Oppenheimers zu diskreditierten.
Nach Oppenheimers mehrjährigem Aufenthalt in Berlin (1911– 1915), wo dieser für die Zeitschrift "Die Aktion" erfolgreich tätig war und sich kubistischen Tendenzen zuwandte, zog er für neun Jahre in die Schweiz. Dort begann er sich intensiv dem Thema Musik zu widmen. Dies manifestiert sich unter anderem im Monumentalwerk "Das Orchester" (1921–1923) sowie zahlreichen weiteren dynamischen Darstellungen von konzertierenden Musiker:innen, oft mit Blick auf Details wie musizierende Hände und Instrumente. 1925 übersiedelte Oppenheimer erneut nach Berlin. Ab 1930 war er korrespondierendes Mitglied des Wiener Hagenbundes. Durch den zunehmenden Antisemitismus im Zuge des Aufstiegs des Nationalsozialismus wurde Oppenheimer ob seiner jüdischen Wurzeln in Deutschland von den Nationalsozialisten als "entarteter Künstler" gebrandmarkt. 1931 kehrte der Maler wieder in seine Geburtsstadt Wien zurück. 1937 war er anlässlich der Pariser Weltausstellung auf der Exposition d’art autrichien im Musée du Jeu de paume des Tuileries vertreten. Durch den Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich im Jahr 1938 war der Künstler gezwungen zu fliehen und emigrierte über die Schweiz in die USA. An dem monumentalen Bild Die Philharmoniker, das den Komponisten und Staatsoperndirektor Gustav Mahler beim Dirigieren der Wiener Philharmoniker zeigt, arbeitete er seit 1926 und stellte es erst 1952 im New Yorker Exil fertig, wo Oppenheimer 1954 vereinsamt und verarmt starb.
Mit dieser längst überfälligen, großangelegten Schau intendiert das Leopold Museum das zu Unrecht weitgehend vergessene und gleichermaßen bedeutende wie bahnbrechende Œuvre Max Oppenheimers neu zu beleuchten und dessen umfassenden Motivschatz zu erschließen. Darüber hinaus wird die Rolle des Künstlers und dessen Netzwerke anhand der Zeitgenossen Oskar Kokoschka und Egon Schiele thematisiert.
Max Oppenheimer
Expressionist der ersten Stunde
6. Oktober 2023 bis 25. Februar 2024