Magie des Objekts

Der Künstler und Kurator Fritz Simak zeigt im Leopold Museum erstmals eine Auswahl von Fotoarbeiten aus dem "Sputnik"-Fundus, bestehend aus der Sammlung Andra Spallart und der Sammlung Fritz Simak. Rund 200 Werke bieten eine faszinierende Zusammenschau und Gegenüberstellung historischer Aufnahmen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts mit Werken zeitgenössischer Fotografie. In neuem, oftmals überraschenden Kontext werden bekannte "Klassiker" der Fotografie mit weniger bekannten, aber nicht minder wichtigen Beispielen präsentiert.

In einzelnen Themengruppen stehen sich historische und zeitgenössische Fotografien gegenüber, Künstler unterschiedlicher regionaler Zugehörigkeit werden nebeneinander präsentiert. So fügt sich zum Beispiel die zarte Blumendarstellung aus der Serie "Wildnis" des zeitgenössischen Fotokünstlers Robert Zahornicky von 1999 nahtlos an einen Naturselbstdruck aus der k. k. Staatsdruckerei Wien aus dem Jahr 1853. Das Foto einer zweigeteilten Zwiebel der deutschen Bauhausfotografin Elsa Thiemann aus den 1930er Jahren hängt neben der Darstellung einer durchschnittenen Artischocke, die 1930 vom Amerikaner Edward Weston festgehalten wurde. Schließlich stellt der Kurator die "Self service indoor sculpture" des österreichischen Konzeptkünstlers Erwin Wurm von 1999 einem in Pose gebrachten weiblichen Akt des Fotostudios Manasse aus den 1920er Jahren gegenüber.

Zahlreiche weitere Werke unterschiedlicher Epochen fügen sich in der Ausstellung assoziativ und höchst anregend unter eine gemeinsame thematische Klammer. Die Ausstellung zeigt unter anderem Fotoarbeiten von Berenice Abbott, Ansel Adams, Herbert Bayer, Harry Callahan, Giovanni Castell, Madame D´Ora, Alfred Ehrhardt, Ernst Haas, Leo Kandl, Hans Kupelwieser, Elfriede Mejchar, Richard Misrach, Wolfgang Reichmann, Aaron Siskind, Josef Sudek, Arthur Tress, Todd Watts und Edward Weston.

"Sputnik" ist ein ästhetisches Modell, das andersartige Blicke auf die Fotografie eröffnet. Dazu bedarf es der Korrespondenz der Exponate, die in ungewohnten Gegenüberstellungen und Bildstrecken ihre Argumente vortragen. Dieses Nebeneinander missachtet die gängigen Schaustellungen mit ihren thematischen und motivischen, zeitlichen und personellen Engführungen, mit ihrem belehrenden Gestus und dem gefälligen Nacheinander. Vielmehr verweist es auf eigenartige Verwandtschaften, bringt ferne Epochen zueinander und die Zeiten durcheinander, kennt keine Vorbilder und Nachfolger, sondern ausschließlich originäre Entwürfe, zeigt das Unzeitgemäße als Normalität und das Banale als herausragende Ausnahme. In gewisser Hinsicht wird ein antihistorischer Geschichtsbegriff verfolgt und eine Gegenästhetik zu den gängigen bildlichen Entsprechungen aufgetan.

Magie des Objekts
Photographie aus drei Jahrhunderten
10. Juni bis 10. Oktober 2011