Der Schwerpunkt der großzügigen Schenkung von insgesamt 37 Kunstwerken aus einer österreichischen Privatsammlung liegt auf der Kunst der österreichischen Moderne.
Im Rahmen einer Schenkung hat ein niederösterreichisches Ärztepaar seine Privatsammlung an das Leopold Museum in Wien übertragen. Die Kunstwerke, unter denen sich herausragende Exponate von Egon Schiele, Richard Gerstl, Broncia Koller-Pinell, Tina Blau-Lang oder Anton Kolig befinden, sollen die Sammlung des Leopold Museums essenziell bereichern.
Der Schwerpunkt der Kollektion, die über einen Zeitrahmen von vier Jahrzehnten zusammengetragen wurde, liegt auf der Kunst der österreichischen Moderne. Es handelt sich bei den Exponaten größtenteils um Gemälde, aber auch Aquarelle und Zeichnungen sind Teil des Konvoluts.
Die Neuzugänge fügten sich laut Mitteilung bestens in das Sammlungsprofil des Leopold Museum ein und stammen überwiegend von Künstler:innen, von denen sich bereits wichtige Exponate im Leopold Museum befinden. Die Werke dieser Schenkung in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages werden künftig im Rahmen der permanenten Sammlungspräsentation sowie punktuell im Zuge von Sonderausstellungen zu sehen sein, lässt das Museum weiters wissen.
Von Egon Schiele, einem der wichtigsten österreichischen Expressionisten, von dem das Museum die weltweit größte und bedeutendste Sammlung besitzt, stammen zwei Ölgemälde: Ein 1907 entstandenes Selbstporträt, das den jungen Künstler mit langem Haar zeigt sowie ein Porträt von Schieles Onkel Leopold Czihaczek aus demselben Jahr. Ebenfalls Teil der Schenkung sind drei Schiele-Arbeiten auf Papier. Mit der Zeichnung "Mädchen mit Haarmasche" (1909), dem Aquarell "Schwangere" (1910) und einem weiblichen Akt aus dem Jahr 1917 sind Arbeiten aus wichtigen Schaffensphasen des Künstlers vertreten. Das "Interieur mit Thonetstuhl" schuf der bahnbrechende Pionier des österreichischen Expressionismus Richard Gerstl in seinem letzten Lebensjahr 1908. Die farbige Kreidelithografie "Selbstbildnis von zwei Seiten" als Maler von Oskar Kokoschka entstand 1923. Das Motiv verwendete Kokoschka für das Plakat der Ausstellung im Kunstsalon Wolfsberg in Zürich.
Von Anton Kolig sind das Aquarell "Märchen" (um 1926) und zwei Männerakte Teil der Donation. Wie Kolig zählte auch Anton Mahringer zur Kärntner Künstlergruppierung des Nötscher Kreises. Von ihm stammt ein "Selbstporträt" (1952) sowie die "Blaue Landschaft" aus dem Jahr 1961.
Das früheste Gemälde der Schenkung ist der "Platz in Szolnok" von Tina Blau-Lang (1874): Bereits um 1850 hatte August von Pettenkofen die Szolnoker Malerschule begründet, eine Malerkolonie, der auch Theodor von Hörmann und später Tina Blau angehörten. Dank der dortigen besonderen Lichtverhältnisse entstanden wegweisende Darstellungen, welche die österreichische Landschaftsmalerei nachhaltig beeinflussten. Hörmann malte 1874 in Niederösterreich die "Mühle in Erla". Das Gemälde "An der Zuidersee" von Emil Jakob Schindler, 1875 in den Niederlanden entstanden, zeigt den Blick über eine Nordseebucht. Pettenkofen schuf 1885 im Zuge einer seiner Italienaufenthalte die Ansicht "Klostergarten in Assisi". Alfred Zoff, der für seine Küstenlandschaften und Seestücke bekannt ist, malte 1905 "Ankernde Segelschiffe vor Chioggia". Neben einem "Motiv aus Schwabing" (1884) von Tina Blau-Lang, sind auch zwei Landschaften von Olga Wisinger-Florian Teil des Konvoluts, darunter die "Pappelallee" von 1899.
Einen weiteren Schwerpunkt der Schenkung bildet die Gruppe der Stillleben, wie etwa von Anton Faistauer das "Stillleben mit Äpfeln" (1915) oder ein "Stillleben mit Früchten und Messer" (1927) von Herbert Boeckl. 1932 entstanden die "Blumen in einem weißen Krug" von Sergius Pauser. Franz Lerch schuf sein "Stillleben mit Früchten" 1944 im amerikanischen Exil.
Werke von Broncia Koller-Pinell, einer Schlüsselfigur im Netzwerk der Wiener Moderne, wurde in den letzten Jahren im Rahmen von Sonderausstellungen im Leopold Museum oder in der permanenten Präsentation "Wien 1900. Aufbruch in die Moderne" besondere Aufmerksamkeit zuteil. Durch die aktuelle Schenkung zweier Gemälde – Koller-Pinells "Stillleben mit Orangen, Blumenvase und Statuette" (1890) und ein Porträt ihrer Tochter Silvia aus dem Jahr 1910 – erfährt diese bedeutende Künstlerin eine weitere Betonung im Leopold Museum.
Die in der Schenkung vertretenen Künstler*innen:
August von Pettenkofen (1822–1889), Theodor von Hörmann (1840–1895), Emil Jakob Schindler (1842–1892), Olga Wisinger-Florian (1844–1926), Tina Blau-Lang (1845–1916), Alfred Zoff (1852–1927), Broncia Koller-Pinell (1863–1934), Richard Gerstl (1883–1908), Hans Böhler (1884–1961), Felix Albrecht Harta (1884–1967), Alfred Wickenburg (1885–1978), Oskar Kokoschka (1886–1980), Anton Kolig (1886–1950), Anton Faistauer (1887–1930), Egon Schiele (1890–1918), Viktor Tischler (1890–1951), Aloys Wach (1892–1940), Herbert Boeckl (1894–1966), Franz Lerch (1895–1977), Sergius Pauser (1896–1970), Wilhelm Nicolaus Prachensky (1898–1956), Gerhart Frankl (1901–1965), Anton Mahringer (1902–1974), Hans Fronius (1903–1988).