Krieg im Fokus

Lange stand sie im Schatten ihres Kollegen und Lebensgefährten Robert Capa. Heute gilt Gerda Taro als Pionierin der Kriegsfotografie. Die Jüdin Gerda Taro, 1910 in Stuttgart geboren, war vor der existenziellen Bedrohung durch die Nationalsozialisten nach Paris geflohen. Zusammen mit Capa bricht sie 1936 nach Spanien auf, um über den Kampf der Republikaner gegen Francos Faschisten zu berichten.

Auf der Suche nach authentischen Bildern entstanden Aufnahmen, die das Leid, aber auch das Leben der spanischen Bevölkerung in und mit dem Krieg aus beeindruckender Nahsicht dokumentieren und insofern einen neuen Weg in der Kriegsberichterstattung beschreiten. Gerda Taro starb als erste weibliche Kriegfotografin 1937 durch einen Unfall während eines Rückzugsgefechtes in der Nähe von Brunete.

Im Jahr ihres 100.Geburtstages zeigt das Kunstmuseum Stuttgart als einzige Station in Deutschland die vom ICP New York zusammen mit der Taro-Biografin Irme Schaber konzipierte Retrospektive. Sie umfasst 81 Exponate und begleitende Materialien.

Gerta Taro, eigentlich Gerta (Gerda) Pohorylles, (* 1. August 1910 in Stuttgart; † 27. Juli 1937 in El Escorial/ Spanien). Als Tochter eines aus Ostgalizien eingewanderten jüdischen Kaufmanns verbringt sie Kindheit und Jugend vor allem in Stuttgart. 1929 zieht die Familie nach Leipzig und Gerda Pohorylles schließt sich dort sozialistischen Gruppierungen an.

Sie beteiligt sich an Flugblattaktionen gegen die Nazis, wird im März 1933 verhaftet, nach knapp zwei Wochen aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Kurz darauf geht sie mit ihrer Freundin Ruth Cerf ins französische Exil. Im Spätherbst 1933 erreicht sie Paris. Dort lernt sie im September 1934 den ungarischen Fotografen André Friedman kennen und wird bald darauf seine Schülerin und auch seine Lebensgefährtin.

Beide legen sich Pseudonyme zu: André Friedman, auch er jüdischer Abstammung, wird so Robert Capa, und Gerta Pohorylles nennt sich Gerda Taro. Sie erhoffen sich dadurch, besser Aufträge zu erhalten. Der erste Presseausweis von Gerda Taro datiert vom 4. Februar 1936, ausgestellt von einer Amsterdamer Fotoagentur.

Als der Militärputsch in Spanien am 18. Juli 1936 die Welt in Atem hält, entschließen sich – wie viele andere Intellektuelle – auch Gerda Taro und Robert Capa nach Spanien zu gehen, um den Bürgerkrieg zu dokumentieren. Am 5. August 1936 sind sie in Barcelona. In den folgenden Monaten fotografieren Gerda Taro und Robert Capa die Gräuel des Spanischen Bürgerkrieges für verschiedene internationale Zeitungen.

Am 25. Juli 1937 wird Gerda Taros Auto während eines Angriffs der deutschen Legion Condor versehentlich von einem republikanischen Panzer überrollt. Zwei Tage später erliegt sie in einem Hospital den Verletzungen. Als sie am 1. August 1937 auf dem Friedhof Père-Lachaise in Paris beigesetzt wird, folgen Tausende ihrem Sarg. Der Trauerzug, angeführt von Pablo Neruda und Louis Aragon, wird zur Demonstration gegen den Faschismus.

Gerda Taro. Krieg im Fokus
30. Januar bis 16. Mai 2010