Konrad Klapheck. Bilder und Zeichnungen

In enger Zusammenarbeit mit Konrad Klapheck (*1935) wurde für die Retrospektive im Museum Kunstpalast eine Auswahl von etwa 70 seiner wichtigsten Werke aus allen Schaffensperioden getroffen. Der in Düsseldorf geborene, hier lebende und arbeitende Maler und Zeichner gehört zu den international bekannten Vertretern der hiesigen Kunstszene. Klaphecks Werk ist gekennzeichnet durch seine Liebe zur Präzision und seine Leidenschaft für metallisch-glänzende Oberflächen.

In seinem jahrzehntelangen künstlerischen Schaffen ist er der kühl distanzierten Malweise treu geblieben. Bis heute schöpft der Künstler aus einer großen Vielfalt von Bildideen, wobei immer wieder einzelne Gegenstände überhöht, oder auch – wie zum Beispiel "Die Schreibmaschine" variiert werden, jedoch stets mit magischer Energie aufgeladen zu sein scheinen. Klaphecks Maschinenbilder - mal dem Surrealismus, mal der Pop Art zugeordnet – gelten bereits als Klassiker. Monumental und in einer die Genauigkeit betonenden Formensprache häufig überpräzise nachgebildet, können sie auf den Betrachter bedrohlich wirken. Mit ihren Bildtiteln verraten die Maschinenbilder jedoch stets auch den hintersinnigen Humor ihres Schöpfers.

Klapheck beginnt Mitte der 1950er Jahre als Schüler von Bruno Goller seine malerische Ausbildung an der Düsseldorfer Kunstakademie. Bereits früh entwickelt er eine unverwechselbare, auf den Gegenstand konzentrierte Bildsprache. Im Gegensatz zu dem damalig dominierenden gestisch-abstrakten Stil der informellen Malerei porträtiert Klapheck in nüchterner Malweise Maschinen. "Die Schreibmaschine" aus dem Jahr 1955 ist Klaphecks erstes Maschinenbild. Nach eigener Aussage des Künstlers steht sie für die männliche Welt. Dass Klaphecks verwitwete, allein erziehende Mutter ihrer beider Lebensunterhalt an der Schreibmaschine verdiente, steht hierzu nur in einem scheinbaren Widerspruch.

Wie kleine Bühnenbilder, wie theaterhafte Stücke wirken seine in dieser Zeit entstandenen Bildnisse von Schuhspannern und Schuhwerk. Versehen mit Titeln wie "Grämliches Paar" oder "Müde Helden" erinnern sie in ihrer Malweise, aber auch in der Wahl des abgebildeten Objekts an die spröd-charmante Gegenstandsmalerei seines Lehrers Bruno Goller. Auch Klaphecks Liebe zum Jazz ist ein entscheidender Faktor für seine künstlerische Inspiration. Anfang der 1950er Jahre wurde er Mitglied des Düsseldorfer Hot Club, einer Vereinigung von Jazzfreunden, die gemeinsam Aufnahmen von Größen wie Lester Young, Dizzy Gillespie, Sidney Bechet, Charlie Parker, John Coltrane und anderen hörten und ihre Musik diskutierten.

1954 reist Konrad Klapheck zum ersten Mal nach Paris und knüpft enge Kontakte zur dortigen Kunstszene. Hier lernt er 1961 André Breton kennen, der 1965 einen Text über Klapheck schreibt. Zu den wesentlichen Orientierungspunkten jener Zeit gehören für Klapheck, neben dem Jazz, die Lektüre kunsthistorischer Quellen, das Betrachten von Gemälden alter Meister, vor allem jedoch literarische Werke, in denen sehr genau beschriebene Ereignisse und Metamorphosen von Dingen eine wichtige Rolle spielen – etwa in den Erzählungen und Romanen von Franz Kafka, James Joyce oder Raymond Roussel.

Klaphecks Gemälde sind von Beginn an gekennzeichnet durch eine rätselhafte, intensive Emotionalität. Seit den 1960er Jahren entwirft Klapheck eine reichhaltige Ikonografie zur Darstellung der menschlichen Komödie – mit Telefonhörern und Kabeln, Badezimmerarmaturen, Bügeleisen, Sägen, Schlüsseln, Schläuchen und Schnüren, Autoreifen, Armbanduhren, Fahrrädern, Motorrädern und vielen anderen Dingen. All diese Gegenstände werden mit Gefühlen aufgeladen. Die Titel der Gemälde haben hier eine wichtige Aufgabe, denn sie setzen den Betrachter auf die richtige Spur.

Viele der von Klapheck erst nach Fertigstellung verliehenen Bildtitel personalisieren das Dargestellte: Die gekränkte Braut, Die Supermutter, Der Hausdrachen, Der Gesetzgeber, Der Pascha. Andere benennen Lebenssituationen: Die Spielregeln der Ehe, Bonjour Tristesse. Alle Bildtitel offenbaren sich als bedeutender Bestandteil der Gemälde, sie geben dem Betrachter Anregungen für Assoziationen und Inspiration.

Bis zum Jahr 1997 ist Klaphecks malerisches Werk völlig auf die Darstellung von Dingen beschränkt, obwohl er schon während seiner Ausbildung sehr viele Figurenstudien und Porträtzeichnungen machte. Nach 42 Jahren dieser dinghaften Malerei entstehen im bewussten Bruch zu den erfolgreichen Arbeiten früherer Jahre nun häufig Interieurszenerien mit erotischen Figurenbildern sowie die Porträts berühmter Jazzmusiker. Diese Figurenbilder stellen eine Wendung im Werk des Malers dar; sie bilden eine Zäsur, die für Klapheck nicht die Distanzierung, sondern die inhaltliche Vertiefung seines bisherigen Werkes bedeutet.

Die Ausstellung präsentiert neben wichtigen Gemälden auch Zeichnungen und Vorstudien zu ausgewählten Bildern, die den Entstehungsprozess seiner Malerei veranschaulichen.

Katalog: Anlässlich der Ausstellungen erscheint im Hirmer-Verlag ein Buch mit dem Titel "Klapheck. Bilder und Texte", in dem neben der Auswahl von Hauptwerken auch die wichtigsten Texte und Interviews des Künstlers zusammengefasst werden. Essays der Herausgeber Beat Wismer und Kay Heymer sowie von Gunda Luyken, eine Biografie sowie eine ausführliche Bibliographie ergänzen diese Monographie.

Konrad Klapheck
Bilder und Zeichnungen (1955 bis heute)
26. April bis 4. August 2013