Klug und fantasievoll. Carl Orffs Kinderoper bei den Salzburger Festspielen

Die Märchenoper im Jugendprogramm "jung und jede*r" der Salzburger Festspiele will man zurecht nicht auslassen. Diesmal stand Carl Orffs Geschichte von dem König und der klugen Frau im zehnmal ausverkauften Schauspielhaus am Programm. Die musikalische Leitung übernahm wieder Anna Handler, und Regisseurin Giulia Giammona zeigte wie kindgerechtes, fantasievolles Operntheater geht. Im bewährten Team vom vorigen Jahr bei Maurice Ravels Zauberdingen (siehe kultur online) sind auch Selina Novak und Stefan Ebelsberger für Ausstattung und Licht, es ist wieder großartig gelungen.

Gefinkelt und wandelbar, die zweistöckige Bühne: das Orchester spielt oben; es gibt ein Außen mit dem in reduzierten Formen dargestellten Schloss und dann öffnet sich unmerklich das Innere mit prächtigen Wandtapisserien, der rote Teppich wird ausgerollt, wenn der König herabsteigt. Später findet das Treiben des Volks wieder vor den Toren statt, mit den coolen drei Strolchen oder dem faulen Drahteselmann, der die Frau mit dem Esel um ihr Fohlen prellen will.

Doch zurück an den Start. "Oh hätt’ ich meiner Tochter nur geglaubt!" – wunderbar diese Musik –, klagt der Koch. In Erwartung einer Belohnung hat er dem König ein goldenes Messer gebracht, das er gefunden hat. Seine Tochter warnte ihn, dass er schuldig gesprochen wird, weil die goldene Gabel fehlt. Neugierig auf die Kluge lässt der König sie vorführen und drei Rätsel lösen. Dies gelingt ihr mit Leichtigkeit, der König will sie heiraten. Mit seinen Handlungen, dem Nicht-zuhören-können, den Entscheidungen – ein Drahtesel kann doch kein Fohlen auf die Welt bringen – dem Nicht-ernstnehmen ist die selbstbewusste junge Frau gar nicht einverstanden. Die Kluge, die Frau mit dem Esel und die Kerkermeisterin verbünden sich. Mit List und einem Schlaftrunk "Schuh-schuhu, es fallen dem König die Augen zu" können sie die Gesellschaft und das Zusammenleben verändern. "Klugsein und Lieben muss ein Mensch auf dieser Welt."

Der König heißt dann ja eigentlich Jack (der britische Bariton Jack Lee), die Kluge Marie (die Berliner Sopranistin Marie Maidowski) und die Kerkermeisterin Cornelia (Schauspielerin Cornelia Dexl). So tolle Stimmen, so lebendiges Schauspiel, die Kinder sind begeistert, machen mit, das fünfzehn-köpfige Orchester musiziert hervorragend. Johlender Applaus, anstatt Standing Ovation gibt es Selfies mit und Autogramme von den Künstler:innen.

Die Kluge
Carl Orff (1895 - 1982)
Die Geschichte von dem König und der klugen Frau
Libretto vom Komponisten (1942) nach dem Märchen Die kluge Bauerntochter der Brüder Grimm, in einer Textbearbeitung von Armela Madreiter
Reduzierte Fassung von Wilfried Hiller und Paul Leonard Schäffer (2019)

Anna Handler, Musikalische Leitung 
Giulia Giammona, Regie 
Selina Nowak, Ausstattung 
Andrea Schönhofer, Dramaturgie

Jack Lee, Der König 
Egor Sergeev*, Der Koch des Königs 
Marie Maidowski*, Die Kluge, seine Tochter 
Cornelia Dexl, Die Kerkermeisterin 
Tamara Obermayr*, Die Frau mit dem Esel 
Brett Pruunsild, Der Mann mit dem Drahtesel 
Konstantin Igl*, Erster Strolch 
Friedemann Gottschlich, Zweiter Strolch 
Manuel Winckhler*, Dritter Strolch 
*Teilnehmer:innen des Young Singers Project

Salzburg Orchester Solisten