Josef Hoffmann - Fortschritt durch Schönheit

Mit der bisher umfassendsten Retrospektive zu seinem Gesamtwerk würdigt das MAK das eindrucksvolle Schaffen des Architekten, Designers, Lehrers, Ausstellungsmachers und Mitbegründers der Wiener Werkstätte Josef Hoffmann (1870–1956).

Hoffmann kultivierte ein exemplarisches Modell moderner Lebensweisen und legte den Fokus auf Ästhetik und Schönheit als zentrale Parameter moderner Gestaltung.

Mit einer anfänglich puristischen Designsprache hat sich Josef Hoffmann als eine der zentralen Figuren in die Wiener Moderne eingeschrieben. Durch sein Ideal des Gesamtkunstwerks und herausragende Bauten hat er national wie international Spuren hinterlassen. Obwohl Hoffmann in allen wichtigen Ausstellungen zur Wiener Moderne vertreten war, ist sein Werk bis dato nur in Teilbereichen lückenlos aufgearbeitet. Das Kuratorenteam der Ausstellung – Matthias Boeckl, Rainald Franz und Christian Witt- Dörring – hat es sich zur Aufgabe gemacht, auf Basis zum Teil unbekannter Quellen und der Aktualisierung des Werkverzeichnisses bestehende Forschungslücken zu schließen. Die Wahrnehmung von Hoffmanns Schaffen als Architekt und Designer sei im Hinblick auf die bisher verwendeten Quellen unvollständig, hinsichtlich gestalterischer Aspekte vereinfacht und hinsichtlich des geografischen und historischen Wirkungskreises begrenzt, so die Kuratoren.

In 20 Kapiteln nähert sich die Ausstellung mit mehr als tausend Exponaten seinem gewaltigen Lebenswerk, das sämtliche Aspekte des täglichen Lebens wie Architektur, Innenraumgestaltung, Mode sowie Gebrauchsgegenstände umfasst. Der ursprünglich aus wohlhabendem, gutbürgerlichem Haus in Brtnice, Tschechien, stammende Hoffmann erlebte fünf verschiedene politische Regime, von der Habsburgermonarchie bis zur Zweiten Republik Österreich. Er galt als Geschmacks- und Identitätsstifter und pflegte als langjähriger Lehrer, einflussreicher Kunstgewerbedesigner und Mitbegründer der Wiener Secession, der Wiener Werkstätte sowie des Werkbunds ein beispielhaftes modernes Lebensmodell. In seinem Pionierdenken vereinte er einen künstlerisch ambitionierten architektonischen Ansatz mit einer handwerklich geprägten Produktkultur.

Die Ausstellung spannt einen lückenlosen Bogen von seiner Jugend und dem Studium an der Wiener Akademie der bildenden Künste bis zu seinem Tod 1956. Der Schwerpunkt liegt auf dem bis heute anhaltenden Einfluss seiner Werke auf Architektur, Kunstgewerbe und Design, ausgehend von seinen prominentesten Projekten und Bauten: dem Sanatorium Westend in Purkersdorf (1904/05), dem Palais Stoclet in Brüssel (1905–1911), der Wiener Kunstschau (1908), dem österreichischen Pavillon für die Werkbundausstellung in Köln (1914), dem Pariser Pavillon für die Exposition internationale des Arts décoratifs et industriels modernes (1925), der Werkbundsiedlung in Wien (1931) und dem Pavillon für die Biennale in Venedig (1934).

Eine Rekonstruktion des von Josef Hoffmann für die Pariser Weltausstellung entworfenen Boudoir d’une grande vedette [Boudoir für einen großen Star] (1937) ermöglicht ein unmittelbares Erleben seines Raumdenkens. Erstmals zu sehen sind unter anderem Einrichtungsgegenstände aus der Villa für Sonja Knips (1924) und der Internationalen Kunstgewerbeausstellung in Paris (1925), außerdem noch nie gezeigte Entwürfe Josef Hoffmanns aus den Jahren des Nationalsozialismus sowie aus Archiven der Firmen J. & J. Lobmeyr, J. Backhausen & Söhne und der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten.

Speziell für die Ausstellung programmierte der Architekt Ben James einen Artificial-Intelligence-Algorithmus, der Hoffmanns typische Formensprache für neue Entwurfsaufgaben kombinatorisch anwendet und auch Architekt_innen und Designer_innen von heute als "digitaler Assistent" inspirieren soll.

Josef Hoffmann - Fortschritt durch Schönheit
15. Dezember 2021 bis 19. Juni 2022