Galerie Fotohof zeigt zeitgenössische französische Fotografie

Vom 23. April bis 5. Juni 2010 zeigt die Salzburger Galerie Fotohof Arbeiten der beiden französichen Künstler Alix Delmas (*1962 in Bayonne) und Raphaёl Dallaporta ( *1980 in Dourdan). Während sich Dallaportas fotografisches Werk sich einer neuartigen Form der dokumentarischen Reportage widmet, vereint Delmas ihre Fotoserien "Sisters" und "Bacchanales" unter dem Titel "Faces over surfaces" im Fotohof.

In der Serie "Sisters" schwimmen Gelatinesilberprints (kolorierte Filme für Theater- und Kinoprojektoren) auf der Oberfläche eines sommerlichen Schwimmbeckens. Der Projektor ist die Sonne. Der Schatten des Gelatinblattes am Boden des Schwimmbeckens strahlt und spiegelt intensiver als das Original. Die Anordnung zeigt, dass "…die unten liegende Welt" – das projizierte Bild, das Ungreifbare – so untrennbar mit der "oben liegenden Welt" - der Materie, dem Greifbaren – verbunden ist wie zwei Schwestern und symbolisiert den Tod als Schwelle zwischen den beiden Welten.

"Bacchanales", eine Serie aus vier Fotografien, in Anlehnung an die vier Jahreszeiten, zeigt eine stille, nächtliche Runde mit herumwandernden Riesenbeinen. Im Licht von Autoscheinwerfern wechselt der Farbton der vier Bilder von einem gesättigten Zustand bis nahe ans Schwarzweiß. In den "Bacchanales" spielt sich das Erzählte außerhalb des Blickfelds ab und lässt damit Raum für Interpretation, es geht hier um die Frage nach den Umkehrungen der Proportionen, Maßstäbe, Landschaften, Figuren.

Delmas stellt ihren eigenen Körper in Beziehung zur sie umgebenden Welt und erforscht seine Grenzen. Mit dem Verlassen des White Cube entkommt Delmas den herkömmlichen Methoden der Kunstproduktion. Wie Gebäude einen Ort prägen oder strukturieren empfindet Delmas mit dem Körper nach, indem sie ihn als skulpturalen Verweis in ein Environment positioniert. Innen- und Außenräume werden im Hinblick auf eine menschliche Dimension wahrnehmbar, vice versa dazu wird der menschliche Körper als raumgreifendes, strukturierendes Element aufgefasst.

Raphaёl Dallaportas fotografisches Werk widmet sich einer neuartigen Form der dokumentarischen Reportage, mit dem Fokus auf soziale Realitäten und humanitäre Missstände unserer Zeit. Im Fotohof sind die beiden Serien "Antipersonnel" und "Domestic Slavery" zu sehen. Die abgebildeten Häuser von "Domestic Slavery" könnten, ob Wohnblock oder Einfamilienhaus, überall angesiedelt sein. Allen gemeinsam ist, dass hinter den Mauern Menschen wie Sklaven ge­fangen gehalten worden sind. Die exakt recherchierten Schicksale "dahinter" sind Teil der Arbeit.

Ebenso brisant ist die Serie "Antipersonnel". Dallaporta visualisiert verschiedenste Typen von Landminen so, als wären es Schmuck­stücke oder Designartikel in Lifestylemagazinen. Seine Fotos zeigen keine Emotionen, sie agieren nicht auf der Gefühlsebene, sondern lassen dem Betrachter die Freiheit, selbst über das Abgebildete nachzudenken. Er persifliert die Grausamkeit und Tücke dieser immer noch im Einsatz befindlichen Waffen.

Alix Delmas / Raphaёl Dallaporta
23. April bis 5. Juni 2010