Beim 7. Zurich Film Festival (22.9. – 2.10. 2011) wird die Anwesenheit von Stars wie Lawrence Fishburne, Sean Penn, Alejandro González Iñárritu und Paul Haggis für Glamour sorgen, große aktuelle Filme werden ihre Schweizpremiere feiern, im Mittelpunkt der vier Wettbewerbe um das Goldene Auge steht aber wiederum das junge Kino.
Groß in die Medien kam das Zurich Film Festival vor zwei Jahren weniger durch die Filme als vielmehr durch die Verhaftung Roman Polanskis. Man hatte den Starregisseur zur Verleihung eines Ehrenpreises eingeladen, doch dann wurde er bei der Einreise in die Schweiz bekanntlich festgenommen. Grund war ein amerikanischer Haftbefehl aufgrund des 1976 begangenen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen.
Dass durch dieses Ereignis das Ansehen des Zurich Film Festival schwer in Mitleidenschaft gezogen würde, war zu erwarten, doch eher das Gegenteil war der Fall. Dem jungen Festival an der Limmat scheint der Eklat nicht geschadet, sondern durch die weltweite mediale Beachtung international erst richtig bekannt gemacht zu haben. Zwei Jahre später präsentiert sich das ZFF nicht nur mit einem umfangreicheren Filmprogramm (96 filme gegenüber 70 im Vorjahr), sondern zeigt die neuen Produktionen nun auch in zehn statt bisher sieben Kinosälen. Und auch die Stars kommen unbeeindruckt vom "Fall Polanski" weiterhin.
Sean Penn wird für sein Lebenswerk, das in einer umfangreichen Filmschau vorgestellt werden wird, den Golden Icon Award erhalten. Der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu wird für sein Schaffen mit dem Career Achievement Award geehrt und ebenso eine öffentliche Masterclass geben wie der zweimal mit dem Oscar ausgezeichnete Drehbuchautor und Regisseur Paul Haggis ("Million Dollar Baby", "L.A. Crash"). Dazu kommt der Schauspieler Laurence Fishburne, der der sechsköpfigen Jury des internationalen Spielfilmwettbewerbs vorstehen wird.
Eröffnet wird das Festival mit Steven Soderberghs beim Filmfestival Venedig uraufgeführten Seuchenthriller "Contagion" und Jeff Nichols in Cannes preisgekröntem Drama "Take Shelter". An hochkaratigen Galapremieren mangelt es aber auch sonst nicht. David Cronenbergs "A Dangerous Method" steht da ebenso auf dem Programm wie Lars von Triers "Melancholia", George Clooneys "The Ides of March", Andrea Arnolds "Wuthering Heights" oder Terence Davies "The Deep Blue Sea" und Bennett Millers Baseball-Film "Moneyball".
In den vier Wettbewerben konkurrieren dagegen aufstrebende jüngere Regisseure um das jeweils mit 20.000 Schweizer Franken dotierte Goldene Auge. Im internationalen Spielfilmwettbewerb darf sich auch Jeff Nichols mit "Take Shelter" auf diese Auszeichnung machen. Zu den bekannteren Namen unter den 13 Regisseuren, die in dieser Sparte vertreten sind, zählen die Schauspielerin Alice Rohrwacher, die mit "Corpo Celeste" ihr Spielfilmdebüt präsentiert und der Südafrikaner Oliver Hermanus, der vor zwei Jahren in Locarno mit "Shirley Adams" auffiel, und nun mit "Beauty" seinen zweiten Spielfilm vorlegt. Für Bandbreite ist jedenfalls gesorgt, denn der Bogen spannt sich von Coming of Age-Geschichten aus Norwegen ("Turn Me On, Goddammit"), den USA ("Little Birds") und dem Iran ("Circumstance"“) über das russische Drama "Gromozeka" bis zum auf den kanarischen Inseln spielenden Flüchtlingsdrama "Color of the Ocean".
Im deutschsprachigen Wettbewerb darf man sich auf Karl Markovics bereits mehrfach ausgezeichnetes Regiedebüt "Atmen" freuen. Robert Thalheim lässt auf sein starkes Debüt "Am Ende kommen Touristen" mit "Westwind" einen Liebesfilm folgen, der von der Begegnung von West- und Ostdeutschen kurz vor dem Fall der Berliner Mauer erzählt. Gespannt sein darf man aber auch auf die sechs weiteren Filme von Jungregisseuren, die in dieser Schiene gezeigt werden.
Zwölf Filme laufen in der Sparte "Internationaler Dokumentarfilm". Porträts eines ausgeflippten Videokünstlers ("Beauty Day"), eines Poetry-Slammers ("Lemon") oder eines Pferdeflüsterers ("Buck") kann man hier ebenso entdecken wie eine Aufarbeitung der Folgen russischer Atombombenversuche ("After the Apocalypse") oder eine Auseinandersetzung mit Mobbing ("The Bully Project"). Porträts finden sich mit "Call It a Balance in the Unbalance", in dem Regine Lettner den Modekünster Miguel Adrover mit der Kamera begleitet, oder Arman T. Riahis "Darkhead - Schwarzköpfe", der sich jungen iranischstämmigen Rappern in Österreich widmet, auch in der Reihe "Deutscher Dokumentarfilm". Eine kleine kalifornische Stadt ("Darwin") erkundet dagegen Nick Brandestini, während Andri Hinnen und Stefan Muggli in "Unter Wasser atmen – Das zweite Leben des Nils Jent" schildern, wie ein junger Mann trotz vollkommener Lähmung, Erblindung und Sprachverlust sich ins Leben zurückkämpft.
Einen Blick auf das neue türkische Kino abseits der Unterhaltungsware wirft die Reihe "Neue Welt Sicht", in der türkische Kurzfilme ebenso wie der Berlinale-Teilnehmer "Our Grand Despair" oder der Dokumentarfilm "Ecumenopolis: City Without Limits" gezeigt werden. Dazu kommen in der Reihe "Special Screenings" ein bunter Mix, der von Werner Herzogs 3D-Doku "Cave of Forgotten Dreams" bis zum US-Remake des schwedischen Vampirfilms "Let the Right One In" reicht.