Fotohof Salzburg zeigt Arbeiten von Gerti Deutsch

Der Lebensweg von Gerti Deutsch ist ein typisches Emigrantenschicksal des vergangenen Jahrhunderts: in ein gutbürgerliches jüdisches Elternhaus in Wien geboren, arbeitete sie während des Zweiten Weltkrieges im Londoner Exil als eine der wenigen Frauen für die damals führende Bildillustrierte "Picture Post", für die sie dann unmittelbar nach dem Krieg auch Reportagen in ihrer ehemaligen Heimatstadt Wien fotografierte. Ende der 60er Jahre kehrte sie nach einem Aufenthalt in Italien für längere Zeit wieder nach Österreich zurück und lebte in der Nähe von Salzburg.

Die Galerie Fotohof zeigt erstmals einen großen Überblick über ihr fotografisches Schaffen. Arbeiten aus der Zeit von 1935 bis 1965 werden in der Ausstellung und im Bildband zu sehen sein. Für Österreich ist dieses Werk eine Neuentdeckung, da einige ihrer Bilder bislang nur in Ausstellungen des österreichischen Kulturforums in London gezeigt wurden. Leihgeber für die Ausstellung sind die beiden Töchter von Gerti Deutsch, die weitere, bislang unbekannte Bilder entdeckt haben sowie "Getty Images London", in deren Besitz sich das Archiv von "Picture Post" befindet und die wertvolle Fotografien und Zeitschriften für die Ausstellung zur Verfügung stellen.

Eine Besonderheit dieser Ausstellung ist die Vielfältigkeit der ausgestellten Werke. Das beginnt mit Bromölumdrucken und Platindrucken sowie klassischen Großbild - Portraits, die Gerti Deutsch zu Beginn ihrer Laufbahn angefertigt hat. Ihre Pressefotos werden ergänzt durch die Originalausgaben der Magazine, in denen sie erschienen sind. Dokumente, wie ein Briefwechsel mit Oskar Kokoschka über eine Fotografie von ihm ergänzen das Bild der Fotografin. Zahlreiche Fotos zeigen die Frühzeit der Salzburger Festspiele und ihrer Proponenten, wie Arturo Toscanini, Max Reinhardt oder Yehudi Menuhin. Für die Fotokultur der Zeit von besonderem Interesse sind Buch Maquetten von geplanten Bildbänden aus den 50er Jahren über Österreich und Japan. Und eine kleine Sensation sind Bildreportagen aus dem Jahr 1951, die von Inge Morath und Gerti Deutsch gezeichnet sind, die eine sehr frühe Zusammenarbeit dieser beiden aus Österreich stammenden Fotografinnen belegen.

Zur Ausstellung erscheint der Bildband "Die Fotografin Gerti Deutsch. Arbeiten 1935 - 1965." Er zeigt vielfältige Darstellungsformen der Fotografie im 20. Jahrhundert: vom traditionellen Pressebild bis zur Reproduktion ganzer Zeitschriftenseiten aus "Picture Post", von Kunstdrucken bis zu kleinformatigen Foto-Musterbüchern, von Ausstellungsbildern bis zu fertigen Drucklayouts für geplante Bildbände. Die Texte stammen von Wolf Suchitzky, einem Zeitgenossen von Gerti Deutsch im Londoner Exil; von ihrer Tochter Amanda Hopkinson, selbst eine profilierte Fotohistorikerin; von der Literaturwissenschaftlerin und Kulturtheoretikerin Sabine Coelsch-Foisner und dem Fototheoretiker Kurt Kaindl.

"Die Fotografin Gerti Deutsch. Arbeiten 1935 - 1965." Texte von Wolf Suschitzky, Amanda Hopkinson, Sabine Coelsch-Foisner, Kurt Kaindl. Hrsg. Kurt Kaindl, Gestaltung Hermann Resch. 2011, Softcover 25 x 22 cm, 128 Seiten, 130 SW-Abbildungen; EUR 29. ISBN 978-3-902675-54-5 (deutsch), ISBN 978-3-902675-55-2 (englisch)

Gerti Deutsch
Arbeiten 1935 - 1965
22. Juni bis 30. Juli 2011