Eine kryptische Einladung des Künstlers Uwe Jäntsch flattert ins Haus, und dass im Hotel Mondschein Umbauten und Interventionen von Architekt Daniel Büchel im Gange sind, habe ich verfolgt, das Ergebnis jedoch noch nicht gesehen. Also auf nach Stuben! … sehr neugierig und überraschungsbereit. "der besucher erhält eine einzelführung, sodass fragen individuell mit deutschen untertiteln beantwortet werden können" – Dass es um ein Bild geht, ist vom Einladungsposter ableitbar, wie-was-wo? wird der Abend zeigen.
Ich orientiere mich vorerst und gehe in die Sauna: Nicht der Mondschein lässt den dunklen Gang punktweise erstrahlen, sondern warmes Licht aus vollmondigen Ausschnitten. Ganz in der Tradition einer finnischen Sauna sind hier nicht Bretter verleimt, sondern Massivholzbalken (12x13 cm) aufgeschichtet, doppelt genutet, sägerau, unbehandelte Zirbe. Daniel Büchel hat schon wieder gezaubert. In nur zwei Wochen hat er dies zustande gebracht, indem er den Planungsprozess umdrehte, zuerst die vorhandenen Ressourcen sondierte, um diese dann präzise einzusetzen: Es waren genau zwölf Tonnen Zirbenholz im Sägewerk verfügbar, eine Fehlbestellung schwarzen Fassadentäfers beim Holzhändler Tschabrun übrig und 284 Stück gelb-ornamentiger Karak-Keramikfliesen in Klarenbrunn, der Bludenzer Raku-Werkstatt.
Treffpunkt ist die Kamin-Lounge. Hotelier Markus Kegele lädt in den Weinkeller. Dies ist der älteste Teil des Mondschein-Hauses, der als einziger 1520 den großen Dorfbrand in Stuben überdauerte. Die Tradition des Vorbesitzers, Werner Walch, Gründungsmitglied des "Ersten Österreichischen Sommelier Clubs" am Arlberg, führt Markus Kegele mit Passion und einer eindrücklichen Weinsammlung weiter. Ein erlesenes Grüppchen darf dem Hausherrn die steile Treppe hinab folgen. Den fehlenden Handlauf kompensierte Daniel einfach mit einer draußen herumliegenden Schneestange. Zwei Stunden vor der ersten Degustation sei man damals fertig gewesen, mit der Verwandlung (das wäre auch eine eigene Geschichte!) … nur noch Staunen und Genießen.
Inzwischen sollten sich je zwei Leute zusammenfinden und auf die exklusive Führung – in unserem Fall mit Kulturservice Bregenz-Leiterin Judith Reichart – warten (Kunstproduzent Jürgen Weishäupl steht auch zur Verfügung). Von der Kamin-Lounge geht es durch die anschließende Mondschein Bar: der Tresen wie früher, alles in wohlige Dunkelheit getunkt, Interventionen des Architekten sind hinter Schallplatten schimmernde Leuchten und glitzernde Silberfolien, akzentuiert eingesetzt. Wir durchschreiten die Gänge des Wirtschaftstrakts, den Kuhstall, erreichen die steile Treppe ins Tenn. Zwei Taschenlampen sind einzige und bewegliche Installation auf diesem Weg.
Im eindrucksvollen Scheunensaal, an Stricken von den Dachbalken abgehängt, mit einem Spot beleuchtet – DAS Bild. Die Betrachterinnen werden gebeten, auf den Stühlen Platz zu nehmen. Uwe Jäntsch tritt auf. Bildbetrachtung. Wir dürfen den Künstler befragen: die Lawine, die Elektroautos auf der Arlbergstraße, eines davon brennt … aus allen Häusern in Stuben fließt Wein.
Noch einmal Lokalaugenschein bei Tageslicht. Uwe erzählt, wie er mit seiner Frau Costanza Lanza di Scalea das Mondschein Sonate Bild inszenierte. „Die Scheune hat uns gern gehabt …!“, alles was die beiden brauchten bot sie an, nur der Leuchtenspot ist noch von den Aktionen in Palermo (siehe Die Spur zur Piazza Garraffello). Diese gut erhaltene Riesenkubatur mitten im Dorf bekommt mit den zwei Kunstnächten Aufmerksamkeit, eine Ahnung von großem Potenzial flackert auf.
Das Hotel Mondschein gibt es als solches seit 1739. Das entsprechende Konglomerat ist deutlich ablesbar, immer wieder wurde durch die großen Lawinen, die auf Stuben niedergingen, zerstört und wieder auf-, in der Folge natürlich auch dazu gebaut. Die aktuelle Überarbeitung hat mit Einbau eines Liftes, einer adäquaten Küche, der neuen Sauna, der Neuinszenierung der Gaststuben begonnen. Eine davon ist mit einem Schi-Himmel dem Volkshelden und Rennfahrer Hannes Schneider (1890–1955) gewidmet, die neue wird zur Gourmetnische. Fortsetzung folgt.
Uwe Jäntsch Mondschein Sonate
28. & 29. März 2024
Hotel Mondschein, Stuben am Arlberg