Dreckig, klein, düster: B-Filme

Als zweite Filme für Doppelveranstaltungen wurden in den 1930er Jahren billig und schnell so genannte B-Filme produziert. Rüde in ihrer Form und vielfach aufgeladen mit sublimer Gewalt und Sexualität gewannen sie zwar Kultcharakter, verschwanden mit den steigenden Produktionskosten aber fast völlig aus der Kinolandschaft. Die Viennale widmet in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Filmmuseum die heurige Retrospektive diesem Low-Budget-Kino Hollywoods.

Auf das gesteigerte Bedürfnis nach Ablenkung während der Depression der 1930er Jahre reagierte Hollywood mit der Einführung von so genannten "Double Features": Zwei Filme wurden im Rahmen eines Abendprogramms gezeigt, wobei auf eine aufwändige Major-Produktion, den A-Film, ein schnell und billig produzierter B-Film folgte.

Neben diesen Doppelvorstellungen dienten die B-Filme, die zwischen dem Ende der 1930er und dem Ende der 1940er Jahren ihre Blütezeit erlebten, aber auch dazu, die Nachfrage kleiner Städte mit einfachem Publikum zu befriedigen. Aufgrund der geringen Produktionskosten war die Chance eines Gewinns dabei stets hoch.

Auf teure Ausstattung und kostspielige Stars wurde verzichtet, die Betonung lag auf Action und Genres wie Krimis, Melodramen, Western, Horror und Science-Fiction wurden favorisiert. Knapp gehalten waren auch die Drehbücher, in der Regel nur zwischen 60 und 80 Minuten lang waren diese Filme.

Mit der Zeit spezialisierten sich einerseits kleine unabhängige Studios wie Republic oder Monogram, denen Jean-Luc Godard sein Debüt "A bout de souffle" (1959) widmete, auf die Produktion von B-Filmen, andererseits gelangen mehreren Regisseuren gerade unter den begrenzten Produktionsbedingungen ihre besten Werke.

Allan Dwan ("Most Dangerous Man Alive", 1961) und der geborene Wiener Edgar G. Ulmer ("The Black Cat", 1934) zählen ebenso zu den Meistern des B-Films wie Jack Arnold, dem mit "The Creature from the Black Lagoon" (1954), "Tarantula" (1955) oder "The Indredible Shrinking Man" (1957) ebenso witzige wie spannende Horrorfilme gelangen.

Andere wieder wie Edward Dmytryk, John Farrow oder Robert Mitchum schafften mit B-Filmen den Sprung in die A-Liga. Dmytryk machte mit seinem Boxerfilm "Golden Gloves" (1940) auf sich aufmerksam, überzeugte zwei Jahre später mit "Hitlers Children" Publikum und Kritik und verließ danach die Welt der B-Filme.

In der Regiekarriere John Farrows gilt sein B-Film "Five Came Back" (1938), in dem es um einen Flugzeugabsturz geht, sogar als sein bester Film. Robert Mitchum wiederum fing als Bösewicht in Hopalong Cassidy-Western an, bis er in dem Thriller "When Strangers Marry" (1944) auffiel und mit seiner nächsten Rolle in "The Story of GI Joe" (1945) zum Star wurde.

Aber auch Anthony Mann drehte vor seinen großen Western unter anderem mit dem Thriller "Broadway" (1942) und dem Film noir "Raw Deal" (1948) meisterhafte B-Filme. Gleiches gilt für Richard Fleischer, der später spektakuläre Science-Fiction-Filme wie "20.000 Leagues Under the Sea" (1954) und "Fantastic Voyage" (1966) drehte, aber mit "The Narrow Margin" 1952 auch einen minimalistischen Film noir drehte, der fast zur Gänze in einem Zugabteil spielt.

Nie den Sprung in die A-Liga schaffte dagegen Joseph H. Lewis, aber seine Film noir "My Name is Julia Ross" ((1945) und "So Dark the Night" (1946) gelten inzwischen als Klassiker und sein Gangsterfilm "Gun Crazy" (1950) genießt geradezu Kultcharakter.

Ab den späten 1950er Jahren verloren die Studios aufgrund des Aufkommens des Fernsehens das Interesse an B-Filmen. Gepflegt wurde der B-Film von unabhängigen Produzenten wie Roger Corman, der einerseits selbst hinreißende Edgar Allen Poe-Verfilmungen realisierte, andererseits Newcomern wie Martin Scorsese, Francis Ford Coppola und Peter Bogdanovich Möglichkeiten zum Experimentieren bot.

Während die Stars des New Hollywood wie Steven Spielberg in seiner "Indiana Jones"-Trilogie (1981 - 1988) und Joe Dante in "Gremlins" (1984) den B-Filmen, die ihre Jugend prägten, ironisch ihre Reverenz erwiesen, knüpfen einige Außenseiter des US-Kinos direkt an diese Kinotradition an.

George A. Romeros mit gesellschaftskritischen Anspielungen aufgeladenen Zombie-Filme von "Night of the Living Dead" (1968) bis "Land of the Dead" (2005) sind ebenso rare moderne Exponenten des B-Films wie John Carpenters frühe Action- und Horrorfilme wie "Assault on Precinct 13" (1976) oder "The Fog" (1979), John "Bud" Cardos´ "Kingdom of the Spiders" ("Mörderspinnen", 1977) oder Walter Hills "Driver" (1978).

Gemeinsam ist diesen Filmen die schnörkellose und äußerst ökonomische Inszenierung, die Ernsthaftigkeit der Erzählweise und natürlich auch die Reduktion der Personen, Schauplätze und Ausstattung: B-Filme bieten kein Spektakel, sondern erzählen schnittig und knapp und durch diese Verknappung packend und konzentriert, kleine und geschlossene Geschichten.

Ausschnitt aus "The Narrow Margin" (Richard Fleischer, 1952)