Billig, aber genial - Zum 100. Geburtstag von Jack Arnold

3. Oktober 2016 Walter Gasperi
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"Tarantula", "Creature from the Black Lagoon", "The Incredible Shrinking Man" – Drei Filme von Jack Arnold, die eines verbindet: Mit kleinem Budget, aber einfallsreicher Inszenierung ein Maximum an Effekt und Spannung zu erzielen, sodass diese meisterhaften Horror- und Fantastischen Filme längst Kultstatus genießen. Am 14. Oktober wäre dieser King of the B-Movies 100 Jahre alt geworden.

Nie konnte Jack Arnold mit großen Budgets arbeiten, aber gerade durch den Umgang mit kleinen Budgets, durch die daraus resultierenden Beschränkungen und die erfindungsreiche und liebevolle Lösung von Problemen begeistern seine Filme auch heute noch. Geboren in Connecticut ging er in den 30er Jahren zum Theater, ehe er während eines Englandaufenthalts in drei Filmen spielte.

In New York arbeitete er als Assistent des großen Dokumentarfilmers Robert Flaherty, meldete sich im Zweiten Weltkrieg freiwillig zur Luftwaffe und begann nach dem Krieg selbstständig Dokumentarfilme zu drehen. Für "With These Hands" (1949) wurde er 1950 für den Oscar nominiert. Diese dokumentarische Schulung wirkte sich auf seine folgenden Spielfilme aus, in denen sich vielfach aus einem genau gezeichneten Milieu heraus die Handlung entwickelt.

Von 1950 bis 1959 drehte er für Universal als "Vertragsregisseur" 15 Spielfilme. In diesen spiegeln sich immer wieder die Stimmungen und Ängste der Zeit, gleichzeitig variierte Arnold die Genrevorgaben geschickt. So spielt in "It Came from Outer Space" ((1953), der in Deutschland den unsinnigen Titel "Gefahr aus dem Weltraum" erhielt, der Kalte Krieg mit der Angst vor dem Fremden herein.

Anders als in der etwa gleichzeitig entstandenen H.G. Wells-Verfilmung "War of the Worlds" (1953) sind hier aber nicht die Außerirdischen die Bösen, sondern wie in Robert Wises "The Day the Earth Stood Still" (1951) die amerikanische Kleinstadt selbst, die sofort aggressiv auf die Ankömmlinge aus dem All reagiert.

Die Angst vor der Bombe und die Folgen atomarer Verseuchung sind wiederum Auslöser der Handlung im Horrorfilm "Tarantula" (1955) sowie im Fantastischen Film "The Incredible Shrinking Man" (1957). Bedrohen in ersterem ins Riesige gewachsene Spinnen eine Kleinstadt, so schrumpft im zweiten ein Mann aufgrund atomarer Verseuchung ins Winzige.

Gesteigert wird die Bedrohung im ersteren geschickt dadurch, dass Arnold die Gefahr lange nicht zeigt, sondern nur erahnen lässt. Im "Shrinking Man" wiederum mischt sich Parodistisches unter die Spannung, wenn der Schrumpfende einen heldenhaften Kampf gegen eine Katze oder eine Spinne führen muss. Welch Tüftler Arnold war, zeigt sich dabei bei den Szenen mit der Katze und der Spinne: Die Einstellungen mit den Tieren und die Aktionen des Helden wurden separat gefilmt, aber mit einem Metronom koordiniert, und erst im nachhinein verbunden.

Wie der schrumpfende Mann Mitleid erregt, so auch das Monster in "Creature from the Black Lagoon" (1954). das kein Aggressor, sondern ein bedauernswertes Wesen ist. Wie "King Kong" sich in die weiße Frau verliebt, so verliebt sich der im Amazonas lebende Kiemenmensch in die schöne Helen. In der schönsten und berühmtesten Szene des Films greift er die schwimmende Frau nicht an, sondern schwimmt unter ihr synchron auf dem Rücken liegend.

Nicht mithalten können mit diesen Filmen Arnolds Western, ausgenommen vielleicht "No Name on the Bullet" (1959), in dem ein Auftragskiller allein durch seine Präsenz eine Kleinstadt in Schrecken versetzt, da alle Bewohner fürchten das nächste Opfer zu sein.

Viel vom Glanz verloren hat inzwischen auch die Komödie "The Mouse that Roared" (1959), die zu ihrer Entstehungszeit viel bessere Kritiken erhielt als Arnolds Horror-Science-Fiction-Filme.

Als Ende der 50er Jahre die Produktion von B-Filmen aufgrund des zunehmend an Einfluss gewinnenden Fernsehens eingestellt wurde, wanderte auch Arnold ins neue Medium ab und führte Regie bei Sereien wie "Dr. Kildare", "Ein Sherriff in New York" bis zu "Ein Colt für alle Fälle".

Ohne seine letzten großen Kinoprojekte, ein Remake von "Creature from the Black Lagoon" und "The Lost World", verwirklicht haben zu können, starb Arnold am 17. März 1992 in Woodland Hills, Kalifornien.

Buchtipp: Osteried, Peter, Die Filme von Jack Arnold - Meister des Phantastischen Films, 400 S. zahlr. Abb., MPW-Verlag, 2012 ISBN 978-3942621113, 44,90 €

Interview mit Jack Arnold zu "Creature from the Black Lagoon"