Die überraschten Masken: James Ensor

James Ensor (1860 - 1949) ist ein visionärer Künstler, dessen skurriles, phantasievolles, ironisches und zuweilen aggressives Werk die Kunst des 20. Jahrhunderts stark beeinflusst hat. Die umfangreiche Retrospektive im Kunstmuseum Basel beruht auf der weltweit grössten und bedeutendsten Ensor-Sammlung des Königlichen Museums für Schöne Künste Antwerpen und wichtigen Werken aus Schweizer Sammlungen.

Sowohl das weniger bekannte Frühwerk als auch die berühmte Werkphase der Maskenbilder, sowie das in der Forschung neu im Fokus stehende Spätwerk sind in der Ausstellung repräsentativ vertreten. Um die 50 Gemälde, ebenso viele Zeichnungen und Druckgraphik geben einen umfassenden Überblick über Ensors bedeutendes OEuvre, das bis heute nachwirkt.

Masken, Phantome, Schädel, Skelette und andere makabre Gestalten, die in bizarren Situationen aufeinandertreffen: Das Werk des belgischen Künstlers James Ensor (1860– 1949) ist skurril, phantasievoll, ironisch, zuweilen aggressiv, aber auch von einem tiefgründigen Humor geprägt. Seine ungewöhnlichen und überraschenden Motive, in denen er die Absurdität menschlichen Daseins herausstellt, haben Künstler wie Alfred Kubin, Paul Klee und die deutschen Expressionisten Emil Nolde und Ernst Ludwig Kirchner ebenso beeinflusst wie die Surrealisten, die sich auf Ensor als ihren Vorläufer beriefen. Von sich selbst behauptete der vielschichtige Künstler, er habe "alle modernen Bewegungen vorweggenommen ... und zwar in alle Richtungen".

Eine Retrospektive im Musée d’Orsay in Paris und dem Museum of Modern Art in New York 2009 hat sein Werk international endgültig bekannt gemacht. Ensor war in seinen frühen Werken Plein-Air-Maler und Vertreter des europäischen Realismus und Naturalismus. Es folgte eine Phase, in der er eine spezifisch belgisch gefärbte Variante des Symbolismus entwickelte. In seiner weitaus bekanntesten Schaffensphase wird das Groteske zum eigentlichen Charakteristikum seiner Kunst. Ensor setzt europäische Karnevalsmasken als auch asiatische Masken unterschiedlichster Provenienz in skurrile Kontexte. Die Untiefen der menschlichen Seele, welche in der Kunst des 19. Jahrhunderts in den abgründigen Szenen der Schwarzen Romantik oder in der Karikatur gelegentlich anklingen, werden von Ensor systematisch ausgelotet.

Das Absurde und Eitle der menschlichen Existenz entlarvt Ensor in schrillen Gegenüberstellungen wie den Skeletten im Streit um einen Gehängten oder der Verwunderung der Maske Wouse, denen neben kompositorischer Raffinesse und zugespitzter Komik eine beissende Gesellschaftskritik innewohnt.

Das Königliche Museum für Schöne Künste Antwerpen besitzt die weltweit grösste und bedeutendste Ensor-Sammlung. Die langjährige Schliessung des Museums aufgrund von Sanierungsarbeiten eröffnet die Chance, sämtliche Antwerpener Gemälde Ensors in Basel zu zeigen. Die Ausstellung in Basel umfasst ca. 50 Gemälde und ebenso viele Zeichnungen, die zum Teil erstmals ausgestellt werden. Sie präsentiert die Antwerpener Bestände, ergänzt um Gemälde aus Schweizer Sammlungen, darunter Werke, die seit über 70 Jahren nicht mehr ausgestellt wurden, sowie Druckgraphik aus dem Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel.

Zur Ausstellung ist ein Katalog im Verlag Hatje Cantz mit Beiträgen von Herwig Todts und Nina Zimmer erschienen. 160 Seiten, 155 Abb., Fr. 42.-

Die überraschten Masken: James Ensor
16. Februar bis 25. Mai 2014