Die Ironie der Objekte

Von 25. Mai bis 2. September 2007 wirft die Ausstellung »Ironie der Objekte«, die letzte, die noch am alten Sitz des Museion in der Sernesistrasse stattfindet, einen neugierigen Blick in die Häuser italienischer Sammler. Im Frühjahr 2008 übersiedelt das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in das neue Gebäude, ein Projekt der Berliner Architekten KSV Krüger, Schuberth und Vandreike.

Die Ausstellung verweist auf den Dialog und den Austausch, der zwischen privaten Sammlern und Museen entstehen kann. Mit einer Prise Ironie werden jene Mechanismen sichtbar gemacht, die private und öffentliche Sammler verbinden und die es erlauben, in die faszinierende Welt des Kunstsammelns einzudringen.

Ein interessanter Aspekt dabei ist der Dialog zwischen den Museen, öffentlichen Sammlungen und privaten Sammlern. In den Museen stehen die Kunstwerke seit jeher in den Ausstellungssälen und in den Depots. Das Museum für zeitgenössische Kunst, ein moderner white cube, möchte mit seiner neutralen Askese die Autonomie der ausgestellten Werke garantieren. Bei den privaten Sammlern hingegen stehen die Kunstwerke oft in ihren Wohnungen und Häusern und sind Teil der Einrichtung der Wohn-, Ess-, Schlaf- und Badezimmer. Die Kunstwerke gehören zum normalen Alltag des Sammlers.

Die Gegenüberstellung des Hauses des privaten Sammlers und seiner Nutzungsbedingungen mit der augenscheinlichen Autonomie und Neutralität des Ausstellungsraumes macht substanzielle Unterschiede sichtbar.

Die Ironie ist eine Möglichkeit der Veränderung, ein anderer Annäherungsversuch ans Leben. Italo Calvino beschreibt dies in seinem Werk »Lezioni americane«, in dem er die Leichtigkeit als einen Modus darstellt, um die Schwere des Seins zu meistern. Die Ironie ist eine mehr oder weniger spöttische Verdrehung der Dinge, um zum Kern der Sache zu gelangen. Die Ironie bedient sich der scharfsinnigen Tarnung, der Übertreibung, der Sinnentfremdung. Der ironische Ansatz hilft, den romantischen Mythos des Künstlers und Besitzers absoluter Wahrheit zu entschärfen, der einmalige und bleibende Werke schafft.

Diese Ausstellung zeigt Werke von Künstlern, die eine andere Lesart eines Gegenstandes bieten. Bei der Auswahl der Ausstellungsstücke, die aus wichtigen italienischen Sammlungen stammen, gilt ein besonderes Augenmerk den Einrichtungsgegenständen. Diese Objekte richten im übertragenen Sinne den Wohnraum des Sammlers ein, verzichten aber im Gegensatz zu einem Designerstück und abgesehen von ihrem Erscheinungsbild auf jede Funktionalität.

Es handelt sich um Arbeiten, die auf den ersten Blick zum normalen Alltag gehören, in denen aber dank der ironischen Dimension die Möglichkeit einer anderen Ordnung, einer anderen Struktur ersichtlich wird. Die »falschen« Skulpturen von Pino Pascali, der mit seinem »Baco da setola« die faszinierende Doppelsinnigkeit eines gewöhnlichen Industrieprodukts aufzeigt, sind für dieses Konzept das beste Beispiel.

Der ironische und nur nach außen hin scheinbar funktionierende Gegenstand im Haus des Sammlers stellt seine Doppelsinnigkeit der Eindeutigkeit des tatsächlich funktionierenden Gegenstandes gegenüber. Aus der Sammlung gerissen und im Museum ausgestellt, kann er eine Reflexion über die Beziehung zwischen musealen Räumen und künstlerischem Genuss auslösen.

Anlässlich der Ausstellung erscheint ein dreisprachiger Katalog (Deutsch, Italienisch, Englisch) mit Textbeiträgen von Letizia Ragaglia und Ludovico Pratesi.

Ironie der Objekte
Ein neugieriger Blick in italienische Privatsammlungen
25. Mai bis 2. September 2007