Hochkarätige Kunstwerke lassen nachvollziehen, wie der Mensch um 1500 ins Zentrum des künstlerischen Interesses rückte und Künstler zu Endeckern und Erfindern des Bildes vom Menschen avancierten: Die Ausstellung "Dürer – Cranach – Holbein. Das deutsche Porträt um 1500" wird nach mehr als einem halben Jahrtausend den Spuren Albrecht Dürers und seiner berühmtesten Künstlerkollegen Lucas Cranach und Hans Holbein d. J. folgen.
Für diese einzigartige Schau ist es gelungen, den großartigen Bestand der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums, bereichert um Exponate aus der Kunstkammer und anderen Sammlungen des Hauses, mit bedeutenden Meisterwerken zu vereinigen, die nur in den wichtigsten Sammlungen der ganzen Welt zu finden sind. Über 140 Hauptwerke der Dürerzeit ermöglichen den Besucherinnen und Besuchern dadurch einen Dialog mit altdeutscher Kunst auf höchstem Niveau.
Die Ausstellung widmet sich dem Blick des Künstlers auf den Menschen am Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit im deutschen Sprachraum. Lange Zeit haben die Schatten altniederländischer oder italienischer Porträtkunst den Blick auf die deutschen Beiträge zum Thema verdunkelt. Dabei gelangte gerade die deutsche Bildnismalerei – an der Spitze ihre größten Exponenten: Albrecht Dürer, Lucas Cranach d. Ä. und Hans Holbein d. J. – zu hoch bedeutenden und sehr eigenständigen künstlerischen Leistungen, deren besondere Stärke in der authentischen Erfassung einer Person, gepaart mit der subtilen psychologischen Durchdringung der Dargestellten liegt.
Die Anfänge einer Auseinandersetzung mit dem Individuum im 15. Jahrhundert werden ebenso in den Blick genommen wie die herausragenden Manifestationen der Bilder vom Menschen in der anbrechenden Renaissance. Berücksichtigung finden sowohl die verschiedenen Kunstlandschaften als auch die stilbildende Rolle der besonders herausragenden Künstlerpersönlichkeiten, die im Zentrum der Schau stehen. Persönliche und regionale Stiltendenzen werden aufgespürt und anhand aussagekräftiger Exponate veranschaulicht.
Die ausgestellten Porträts vermitteln darüber hinaus einen Einblick in die spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Gesellschaft, präsentieren sie doch hervorragende Werke der Kunst, in denen uns die Dargestellten explizit in ihren gesellschaftlichen Rollen begegnen. Neben den Vertretern der frühneuzeitlichen ständischen Gesellschaft repräsentiert die Ausstellung aber auch Personengruppen, die meist nicht als Individuen für darstellungswürdig erachtet wurden, sondern nur als anonyme Gruppe ins Blickfeld der Zeitgenossen gerieten: etwa der niedere Klerus, Mönche, Bauern oder Handwerker. Der analytische Blick rückt dabei ebenso ins Interesse wie die ironische, bisweilen auch herablassende Perspektive.
Die Ausstellung präsentiert hochkarätige Zeugnisse – Gemälde, Graphiken, Skulpturen und Medaillen – der größten Künstler ihrer Zeit, die anschaulich machen, was zeitgenössische Kunstbetrachtung als unterschiedliche genera dicendi der Kunst verstand: das Erhabene, Bedeutende, für das Albrecht Dürer steht, das Einfache, Schlichte, für das nach Auffassung der Zeit Lucas Cranach eintrat, und schließlich Hans Holbeins d. J. bis dahin unerreichte Interpretation der Wirklichkeit, welche Raum und Körper so naturgetreu wiederzugeben vermochte, dass diese im Bild greifbar erscheinen. So begegnet man drei sich wechselseitig befruchtenden Positionen, die bis heute unser Bild der altdeutschen Kunst und ihrer bedeutendsten Exponenten bestimmen.
Die Ausstellung wird im Anschluss von 16. September 2011 bis 15. Januar 2012 in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München gezeigt.
Dürer – Cranach – Holbein
Das deutsche Porträt um 1500
31. Mai bis 4. September 2011