Das Auge isst mit

"Essen und Trinken, mein ich, ist des Menschen Leben" – so Goethe im Götz von Berlichingen. Dagegen spricht Antonius Anthus in seinen Vorlesungen über die Esskunst (1838): "Der Mensch isst ebenso wenig, um zu leben, als er lebt, um zu essen, er isst, weil er Hunger oder Appetit hat, oder weil’s zwölf Uhr schlägt." So oder so: Essen und Trinken muss sein. Und auf die substanzielle Bedeutung dieser vermeintlich banalen wenn auch fundamentalen Tätigkeiten weist doch schon die Vokabel "Lebensmittel" hin.

Essen und Trinken darzustellen, ist so elementar wie Essen und Trinken selber. Allerdings ist dies nicht immer ganz so einfach. Manche Kochbuch-Illustrationen bezeugen das. Auch der gegenwärtig zelebrierte Kult um Starköche und Sommeliers, um Fernsehkochshows, Restaurants oder Food-Magazine und Food Porn bietet doch auch recht bizarre Präsentationen dessen, was Essen ist.

Da braucht es zum Augenschmaus schon ein wenig Kunst – und neben der Kochkunst ganz besonders auch die bildende Kunst. Ihr ist diese Ausstellung gewidmet, wo es natürlich auch zuerst ums Sehen geht. Ums Sehen von Speis und Trank und von allem Drumherum: Produktion und Produkte, Zubehör, Zubereitung und Darreichung und – im Bild seltener – ums Verzehren selbst. Es geht um etwas uns allen Gemeinsames, aber in seinen vielen Variationen und Situationen nicht Gleichbleibendes.

Zu sehen sind Druckgraphik, Zeichnungen und Multiples vom Essen und Trinken – freilich nicht zum Essen und Trinken. Aber: Das Auge isst mit, sagt der Volksmund. Aufgetischt wird ein abwechslungsreiches Menu von stilistisch und künstlerisch unterschiedlichen Werken aus mehreren Jahrhunderten, von Hoch und Niedrig, Alt und Neu – wie es sich bei einer solchen thematischen Rundumschau ergibt.

Wie das eine und andere auf so einer "Tafel" aus dem Bestand der Graphischen Sammlung der ETH jeweils goutiert wird, ist auch wieder Geschmackssache.


Das Auge isst mit
Vom Essen und Trinken und allem Drumherum
5. November bis 18. Januar 2015