Die umfangreiche Sonderausstellung im Kunstmuseum Basel Neubau zeigt einen Pionier der Minimal Art: Der US-amerikanische Künstler Dan Flavin (1933–1996) wurde Anfang der 1960er Jahre für seine Arbeit mit industriell hergestellten Leuchtstoffröhren bekannt.
Anhand von 58 Werken, von denen einige noch nie in der Schweiz zu sehen waren, wird sein einzigartiges Œuvre sowohl thematisch als auch chronologisch beleuchtet. Ein Fokus liegt dabei auf Werken, die Flavin Personen oder Ereignissen widmete. Es ist die erste große Schau des Künstlers in der Schweiz seit zwölf Jahren.
Dan Flavin schuf eine neue Kunstform und schrieb damit Geschichte. Er löste mit seinen Werken aus Licht die Farbe aus dem Kontext der Malerei und übertrug sie in den dreidimensionalen Raum. Indem er kommerzielle Leuchtkörper verwendete, richtete er sich gegen gängige Vorstellungen von Autor:innenschaft und Produktionsprozessen in der Kunst: Seine Entscheidung, aus einem alltäglichen Nutzgegenstand Kunst zu machen, ist heute noch radikal und sorgte auch unter seinen Zeitgenoss:innen für Aufsehen. Nach Flavins ersten Ausstellungen der Lichtarbeiten in New York zeigten sich Künstler:innen und Kunstkritiker:innen begeistert von seinem Purismus, der Faszination seiner "gasförmigen Bilder" (ein Begriff, den der Künstler auch selbst gerne verwendete) und der Unmittelbarkeit ihrer glühenden Präsenz.
Flavins Leuchtstoffröhren erinnern an Fabrikhallen, Schnellrestaurants oder Parkplätze. Vorsätzlich nutzte der Künstler diesen Effekt und die reduzierte Farbpalette, die durch die Herstellungsweise der fluoreszierenden Leuchtkörper vorgegeben wurde: Blau, Grün, Rot, Pink, Gelb, Ultraviolett und vier unterschiedliche Weisstöne. Aus einzelnen Leuchten und einfachen geometrischen Anordnungen wurden mit der Zeit komplexe architektonische Arbeiten und vielteilige elaborierte Serien. Flavin verneinte vehement, dass seine Werke Skulpturen oder Gemälde seien und charakterisierte diese lieber als "Situationen". In seinen Schriften und anderen Äusserungen betonte er zudem die Sachlichkeit seines Werks. Im Katalog zur Ausstellung seiner ersten grösseren institutionellen Arbeit im Stedelijk Van Abbemuseum 1966 schrieb er: "Electric light is just another instrument. I have no desire to contrive fantasies mediumistically or sociologically over it or beyond it. (…) I do whatever I can whenever I can with whatever I have wherever I am."
Flavins kompromisslose Beschränkung auf die Arbeit mit einem industriell hergestellten Objekt und die Serialität seiner Werke rechtfertigen eine Einordnung seines Schaffens in die Minimal Art. Als Hauptprotagonisten dieser Kunstrichtung gelten neben Flavin Carl Andre, Donald Judd, Sol LeWitt und Robert Morris – wobei jeder dieser Künstler sich mehr oder weniger deutlich gegen diese Einordnung zu wehren pflegte.
Dan Flavin
Widmungen aus Licht
Bis 18. August 2024, Kunstmuseum Basel, Neubau
Kurator:innen: Josef Helfenstein, Olga Osadtschy, Elena Degen