Die Ausstellung im Lentos Kunstmuseum Linz beleuchtet die Seelenverwandtschaft der expressionistischen Grafikerin Cornelia Gurlitt und des expressiven Malers Anton Kolig. Lang verborgene Arbeiten von Cornelia Gurlitt, deren Œuvre noch nie in diesem Umfang in Österreich gezeigt wurde, und frühe Werke von Anton Kolig werden erstmals in einen künstlerischen Dialog gerückt.
Cornelia Gurlitt (1890–1919), Tochter des Dresdner Kunsthistorikers Cornelius Gurlitt und Schwester des Kunsthistorikers Hildebrand Gurlitt, „Hitlers Kunsthändler“, war eine ebenso talentierte wie ambitionierte Grafikerin des deutschen Expressionismus. Cornelia war an der Ostfront in Wilna (heute Vilnius) als Krankenschwester im Ersten Weltkrieg stationiert und schuff dort – stark geprägt von den Ereignissen des Krieges und einer unerfüllten Liebe – eindringliche Zeichnungen und Druckgrafiken.
Im Jahr 1919 beging die begabte Künstlerin, die einer angesehenen Familie entstammte, mit nur 29 Jahren Selbstmord. Den Aufstieg ihres Bruders Hildebrandt in die höchsten Kreise der nationalsozialistischen Kunstbürokratie sollte sie nicht mehr erleben. Die Gründe für den Suizid der Künstlerin bleiben im Dunkeln, aktuelle Forschungen verweisen auf eine unglückliche Liebesbeziehung zum Literaten Paul Fechter. „Mit jeder, die ich verließ starb ein Stück meiner Seele“, heißt es in Paul Fechters Liebesroman Die Gärten des Lebens zwanzig Jahre nach Cornelia Gurlitts Suizid. War es eine tragische Liebe zu dem ebenfalls in Wilna stationierten Kunstkritiker und Schriftsteller, welche die Künstlerin so früh in den Tod trieb?
In Anton Koligs (1886–1950) offizieller Biografie bleibt Cornelia Gurlitt, die er 1913 in Paris oder Dresden, wo sich der Maler aufhielt, kennenlernte, bislang unsichtbar. Sein Erstes Selbstbildnis aus dem Jahr 1915 schenkte er der treuen Freundin und ihr widmete er eines seiner expressiven Hauptwerke, Klage. Als Dank und Andenken an Cornelia nimmt Kolig 1919 das Gemälde "Frau mit Fächer" in Angriff, das er lebenslang an seiner Seite bewahren sollte. Viel ist über die Beziehung zwischen den beiden Künstler:innen, die eine Seelenverwandtschaft verband, nicht bekannt. Beide wurden jedoch geprägt von den Kriegsgräuel des Ersten Weltkrieges. Cornelia und Anton begegneten täglich Verwundeten, erlebten menschliches Leid und Tod an der Front oder direkt in Lazaretten, Cornelia in Wilnius als Krankenschwester, Anton als Soldat im Notreservespital in Klagenfurt.
Cornelia Gurlitt & Anton Kolig
Reise der Herzen
Bis 13.08.2023