Cézanne bis Richter – Meisterwerke aus dem Kunstmuseum Basel

Während der einjährigen Schliessung des Hauptbaus des Kunstmuseums Basel ab dem 2. Februar 2015 bietet dieses insbesondere im Museum für Gegenwartskunst ein reichhaltiges Ausstellungsprogramm an, das mit einem besonderen Highlight beginnt: Cézanne bis Richter – Meisterwerke aus dem Kunstmuseum Basel. Die von Direktor Bernhard Mendes Bürgi kuratierte Ausstellung macht die wesentlichen künstlerischen Entwicklungen in der europäischen Malerei bis in die 1970-er Jahre auf unmittelbare Weise nachvollziehbar.

Gezeigt werden rund 70 Werke, unter anderem von Cézanne, Pissarro, Monet, Degas, Renoir, van Gogh, Modersohn-Becker, Böcklin, Hodler, Braque, Picasso, Kandinsky, Mondrian, Klee, Miró, Fontana, Palermo, Tanguy und Richter. Die Ausstellung wird am 13. Februar um 18.30 Uhr im Museum für Gegenwartskunst eröffnet. Es sprechen Guy Morin, Regierungspräsident Basel Stadt, und Bernhard Mendes Bürgi.

Am Anfang stehen französische Künstler wie Camille Pissarro, Claude Monet, Edgard Degas, Auguste Renoir und Paul Cézanne, die jenseits der akademischen Malerei nach neuen Bildsprachen suchten. Exemplarisch steht das Werk von Paul Cézanne für einen Weg der beharrlichen künstlerischen Recherche. Er machte als einer der Ersten transparent, dass ein Bild aus einzelnen Pinselstrichen und Farbflecken aufgebaut ist. Camille Pissarro, Claude Monet und Edgar Degas waren mit Cézanne befreundet. Sie bestärkten sich gegenseitig auf ihren sehr unterschiedlichen Wegen.

Vincent van Gogh lernte diesen Künstlerkreis rund um die selbstorganisierten Ausstellungen der Impressionisten während seines Paris-Aufenthaltes kennen. Er radikalisierte viele ihrer Ideen und inspirierte mehrere Generationen von Malern des 20. Jahrhunderts mit seiner Kunst, so auch die deutschen Expressionisten Paula Modersohn-Becker, Franz Marc, Ernst Ludwig Kirchner und Emil Nolde. Für Pablo Picasso und Georges Braque, die Anfang des 20. Jahrhunderts gemeinsam den Kubismus erfanden, war Paul Cézanne die Vaterfigur. Dessen forschendes Nachdenken über künstlerische Formen bestärkte sie in ihrer Zerlegung der traditionellen Bildgegenstände in viele Facetten. Le Poète von Picasso zeigt alle Elemente eines klassischen Dichterportraits, jedoch aufgesplittert und gegeneinander versetzt, so dass der Kopf in abstrakte Teilformen überführt ist.

Ein revolutionärer und prägender Schritt in der Malerei des 20. Jahrhunderts war die Abstraktion, die das Abbild der sichtbaren Wirklichkeit hinter sich lässt – mal farbexpressiv bei Wassily Kandinsky, mal in konstruktiver Reduktion bei Piet Mondrian, mal mit lyrischen Assoziationen mit Figürlichem bei Paul Klee oder Joan Miró. Lucio Fontana markiert in den 1950er Jahren mit seinem Concetto Spaziale einen Wendepunkt in der Malereigeschichte, denn er schlitzt die Leinwand als Träger malerisch erzeugter Illusionen auf und öffnet den dahinter liegenden Raum. In den 1960er und 1970er Jahren beginnen Künstler vermehrt, die Möglichkeiten der Malerei kritisch bis desillusioniert zu hinterfragen, teilweise Malerei mit nichtmalerischen Mitteln zu betreiben, wie Blinky Palermo in seinem Stoffbild.

Parallel zur Entwicklung der abstrakten Malerei behauptete sich während des gesamten 20. Jahrhunderts die figurative Tradition. Sie setzt in dieser Ausstellung bei den Schweizer Malern Arnold Böcklin und Ferdinand Hodler ein. Böcklin legte die Grundlage für eine phantasiebetonte bis phantastische Figurenmalerei, die den Surrealismus inspirierte, für den etwa Yves Tanguy steht. Die Ausstellung schliesst mit dem erst kürzlich erworbenen Zyklus "Verkündigung nach Tizian" von Gerhard Richter. In mehreren Versionen wird die malerische Aneignung eines Gemäldes von Tizian zu abstrakten Farbräumen verwischt. Richter reflektiert sowohl die Geschichte der Malerei, als auch die im 20. Jahrhundert herrschende Dialektik von Abstraktion und Figuration, die er zu einer neuen Synthese führt.


Cézanne bis Richter
Meisterwerke aus dem Kunstmuseum Basel
14. Februar 2015 bis 21. Februar 2016