Carlos Bunga - Mind awake, body asleep

Carlos Bunga studierte zunächst Malerei an der Escola Superior de Arte e Design in Caldas da Rainha in Portugal, empfand die Beschränkung auf die Zweidimensionalität der Leinwand aber bald als beengend. Aus dieser Erfahrung heraus erweiterte er seine Praxis um konzeptuelle, performative und installative Strategien, ohne den Blick auf die Malerei völlig aufzugeben.

Seine Arbeitsweise und bevorzugten Materialien betonen die Flüchtigkeit und Fragilität unserer Existenz. Alles ist ständig im Prozess der Veränderung, Sicherheit und Stabilität sind nur Fiktion oder das Ergebnis gesellschaftlicher Übereinkünfte. Für Carlos Bunga spielen sich Leben und Kunst im unberechenbaren Dazwischen ab. Die Erkenntnis der Instabilität und Brüchigkeit der Realität macht der Künstler vor allem an Architektur fest, die vermeintlich Schutz bietet, gleichzeitig aber auch den gesellschaftlichen Status der Menschen definiert. Es sind vor allem Fragmente, Ruinen, die Spuren von Verwüstung und Zerstörung, die Bunga an seinen architektonischen Interventionen reizen, die entweder als Bruchstücke gebaut oder von ihm in einem Prozess der Dekonstruktion zu Ruinen gemacht werden. Wie Architektur und das Wechselspiel von Körper und gebauter Umwelt unser Leben beeinflussen, was sie über unsere Herkunft und Möglichkeiten aussagen, sind neben Themen wie Nomadentum, Migration und Vertreibung zentrale Fragestellungen, die den Künstler beschäftigen.

In seiner Ausstellung "Mind awake, body asleep" in der Secession beschäftigt sich Bunga mit dem rätselhaften Verhältnis von Körper und Geist, das besonders im Schlafzustand deutlich wird. Ihre nächtlich wiederkehrende Trennung und voneinander unabhängige Existenz faszinieren den Künstler, dessen Werke in einem Prozess entstehen, der ebenso von rationalen wie intuitiv getroffenen Entscheidungen gekennzeichnet ist. Die Spannung zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein, die Verletzlichkeit des im Schlaf ausgelieferten Körpers und die Funktion von Architektur, Möbel und Kleidung als schützende Hüllen lotet der Künstler in Räumen aus, die er als Passagen zwischen unterschiedlichen Bewusstseinszuständen konzipiert. Bunga spielt mit der Vorstellung der Ausstellung als Inszenierung unterschiedlicher geistiger und emotionaler Zustände, ähnlich den fluiden und schwer greifbaren Erfahrungen im Traum.

Mitte der 2000er-Jahre erfuhr er große Anerkennung mit ortsspezifischen Installationen und Performances, die seine internationale Karriere begründeten. Seither hat Bunga in zahlreichen Institutionen in Europa, den USA und Lateinamerika ausgestellt und auch mehrere Großprojekte im Außenraum realisiert.

Carlos Bunga, geboren 1976 in Porto, lebt und arbeitet in Barcelona.

Carlos Bunga
Mind awake, body asleep
Bis 7. November 2021