„Archivdenken“ - Das fotografische Werk von Elfriede Mejchar



Im Jahr 2013 überantwortete Elfriede Mejchar nahezu ihr gesamtes Lebenswerk den Landessammlungen Niederösterreich. Auf Basis dieser großzügigen Schenkung gibt die Landesgalerie Niederösterreich Einblick in das Lebenswerk der Künstlerin. Im Zentrum der Retrospektive stehen 34 Werkgruppen. Rund 300 Fotografien präsentieren Mejchars facettenreiches Schaffen. Neben dem reichen Fundus an Fotografien, die dem Anspruch und der Ästhetik des Dokumentarischen folgen, umfasst Mejchars Œuvre auch eine Vielzahl von reinen Atelierarbeiten. Die Motivik reicht von Pflanzenstudien über skurrile Stillleben bis hin zu Collagen und experimentellen Arbeiten.

Elfriede Mejchar (1924-2020) gilt als Grand Dame der österreichischen Fotografie. Ihr vielschichtiges Gesamtœuvre reicht von dokumentarischen Fotografien über freiere Werke bis zu experimentellen Atelierarbeiten. Anlässlich ihres 100. Geburtstag wird Mejchars umfangreiches Werk erstmals parallel an drei verschiedenen Orten präsentiert. Auf Initiative der Landesgalerie Niederösterreich haben sich drei österreichische Museen zusammengeschlossen, um die Fotografin gemeinsam zu ehren und mit einem bundesländerübergreifenden Ausstellungs- und Kooperationsprojekt zu würdigen. In Kooperation beleuchten die Landesgalerie gemeinsam mit den Landessammlungen Niederösterreich, das Wien Museum MUSA und das Museum der Moderne Salzburg die Künstlerin aus unterschiedlichen Perspektiven, begleitet von einem Fotobuch.

Elfriede Mejchar wurde am 10.05.1924 als Elfriede Paula Jähnl in Wien geboren. Sie wuchs größtenteils in Niederösterreich auf. Von 1941 bis 1944 machte sie die Ausbildung zur Fotografin in Nordenham, Deutschland. Von Oktober 1947 bis September 1984 war Mejchar als Fotografin am Bundesdenkmalamt Wien beschäftigt. Ihre Aufgabe lag in der fotografischen Dokumentation von Baudenkmälern und Kunstwerken. Im Zuge dieser Tätigkeit entwickelte sie ein „Archivdenken“, wie sie es selbst nannte, das auch jenseits der dienstlichen Aufträge eine wesentliche Triebfeder in ihrem fotografischen Schaffen wurde. Spürbar wird dies in umfangreichen Serien, die sie oft über viele Jahre hinweg verfolgte. Parallel zu ihrer Tätigkeit beim Bundesdenkmalamt entstanden ab den 1950er-Jahren freie künstlerische Arbeiten. Ihre erste Einzelausstellung fand 1976 im Museum des 20. Jahrhunderts in Wien (heute Belvedere 21) statt, bei der ihre Fotoserie „Simmeringer Heide und Erdberger Mais“ gezeigt wurde. Nach ihrer Pensionierung im Jahr 1984 widmete sie sich zunehmend der freien, auftragsungebundenen Fotografie.

Mejchar erfuhr erst im hohen Alter die gebührende öffentliche Anerkennung. 2002 erhielt sie den Würdigungspreis für künstlerische Fotografie des Bundeskanzleramtes, 2004 den Würdigungspreis für künstlerische Fotografie des Landes Niederösterreich sowie den Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst. Elfriede Mejchar starb am 11.10.2020 in Wien.

Elfriede Mejchar
Grenzgängerin der Fotografie
Bis 16. Februar 2025