Alfred Jensen. Werke aus Schweizer Sammlungen

Der amerikanische Maler Alfred Jensen (1903–1981) ist auf besondere Weise mit der Schweiz verbunden: Schweizer Sammler zählten Ende der 1950er Jahre zu den ersten Käufern seiner Werke, seit 1963 arbeitete er eng mit dem Berner Kunsthändler Eberhard Kornfeld zusammen, und die Kunsthallen in Basel und Bern widmeten ihm mehrere Ausstellungen – 1964, 1973 und 1975.

Obwohl sich Jensen nur ein einziges Mal in der Schweiz aufhielt, als er im Frühling 1964 für drei Monate ein Gastatelier in Bern hatte, fanden seine Gemälde und Arbeiten auf Papier den Weg in zahlreiche Schweizer Sammlungen. Die Ausstellung im Kunstmuseum Winterthur, die 50 Gemälde und 15 Arbeiten auf Papier umfasst, konnte deshalb ganz aus Schweizer Sammlungen zusammengestellt werden.

Erst mit über fünfzig Jahren entwickelte der Amerikaner Alfred Jensen sein eigenwilliges malerisches Werk, das ihn zu einem wichtigen Vorläufer der seriellen Kunst der 1960er Jahre machen sollte. 1903 in Guatemala geboren, verlebte Jensen seine Jugendjahre in dem mittelamerikanischen Land, von dem er die Erinnerung an die reinen leuchtenden Farben der Maya-Kultur mitnahm. Sein Leben verlief abenteuerlich – die Schulzeit verbrachte er in Dänemark, später war er als Schiffsjunge auf den Weltmeeren, als Gelegenheitsarbeiter in Kalifornien und als Farmer in Guatemala –, bis er 1926 in Hans Hofmanns Malschule in München ankam. Dort traf er auf Saidie A. May aus Baltimore, die er von da an als Mallehrer und Berater für ihre Sammlung begleitete. 1951, nach ihrem Tod, machte sich Jensen als Maler selbständig.

Nach ersten Versuchen in der abstrakt-expressionistischen Malerei fand Jensen 1957 zu den einfachen geometrischen Grundformen, die er nach eigenen Gesetzen anordnete. Der Ausgangspunkt dafür war Goethes Farbenlehre. Jensen war fasziniert von Ordnungssystemen, mit denen sich Zahlen und Farben in rhythmische Abläufe bringen liessen, und dafür griff er auf mannigfaltige Quellen zurück – auf die Kalender der Maya, auf die Baupläne der Pyramiden, auf die Lehren der Pythagoräer und auf physikalische Erkenntnisse. Es gelang Jensen, daraus eine eigene Bildsprache zu formen und mit dem pastosen Auftrag der Farben einen eigenen malerischen Ausdruck zu finden. Vom unbekümmerten schöpferischen Umgang mit den überlieferten Theorien zeugt die visuelle Kraft, die Jensens Bilder bis heute ausstrahlen. Nicht um Beweise und Argumente ging es ihm, sondern um die visuelle Überzeugungskraft der Malerei.


Alfred Jensen. Werke aus Schweizer Sammlungen
25. April bis 26. Juli 2015