Aleksandra Domanović - Informationskultur und Massenmedien der Post-Internet-Ära

Die Kunsthalle Wien zeigt Skulpturen, Videos, Druckgrafik, Fotografie und digitale Medien von Aleksandra Domanović aus den letzten 18 Jahren, darunter neu in Auftrag gegebene Skulpturen und Videos.

Domanović studierte Grafikdesign an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Sie begann ihre Karriere mit Online-Ausstellungen und präsentierte ihre ersten Werke während ihrer Zeit in Wien.

Die Ausstellung zeigt die Entwicklung einer Praxis, die von der Informationskultur und den Massenmedien der Post-Internet-Ära geprägt ist. Sie beginnt mit der 2008 eingerichteten Website http://hottesttocoldest.com. Diese sortiert die Hauptstädte der Welt in absteigender Reihenfolge nach ihrer aktuellen Temperatur und veranschaulicht Domanovićs spielerischen, aber kritischen Umgang mit Geopolitik.

Andere Arbeiten beschäftigen sich speziell mit dem Westbalkan. Eine neue Version des Videoessays „Turbo Sculpture“ aktualisiert Domanovićs Online-Recherche (seit 2009) über ein regionales Phänomen des 21. Jahrhunderts, nämlich die Verewigung globaler Berühmtheiten in Denkmälern. Ein weiteres Video, „19:30“, das 2011 fertiggestellt wurde, versammelt Eröffnungssequenzen und Jingles von Fernsehnachrichtensendungen zwischen 1958 und 2010 (von denen einige später für Techno-Musik verwendet wurden). Der Film „From yu to me“ (2013) erzählt die Geschichte von der Einführung der Internet-Domain „.yu“ für Jugoslawien bis zu ihrer Löschung und schildert die Anfänge des Internets während des Zusammenbruchs des Sozialismus in Osteuropa.

Eine Reihe von Arbeiten greift direkt auf die Wissenschafts- und Technikgeschichte oder das Filmgenre Science Fiction zurück, um Fragen von Geschlecht und Identität zu thematisieren. Eine große Installation aus dem Jahr 2014 mit dem Titel „Things to Come“ beschäftigt sich mit der Darstellung von Frauen in der populären Science Fiction. An anderer Stelle werden figurative Motive wie ein Porträt von Präsident Josip Broz Tito oder eine Roboterhand des Wissenschaftlers Rajko Tomović neu interpretiert. Die daraus entstandenen Skulpturen und Drucke imaginieren futuristische, post-gender, post-humane Körper. Dazu gehört Domanovićs Serie „Votives“ (2016-2018), die eine breite Palette von Objekten präsentiert, darunter Basketbälle oder die skulpturale Darstellung eines genetisch veränderten Kalbes. Die Darstellung als monolithische Skulptur steht in der Tradition der Korai, einer antiken griechischen Skulpturengattung, die weibliche Figuren mit Opfergaben darstellt.

Die Ausstellung umfasst neue und jüngste Werkgruppen, die die Rolle von Wissenschaft und Technologie in Darstellungskonventionen und Wahrnehmung untersuchen. „Becoming Another (Beam)“ (2021) und „If These Walls Could Talk“ (2024) nutzen die nach dem Meteorologen Wilhelm von Bezold benannte optische Täuschung. Diese vielschichtigen Arbeiten zitieren die Geschichte der medizinischen Bildgebung und beziehen sich insbesondere auf die pränatale Ultraschalltechnologie und ihre Rolle bei der Geschlechtsbestimmung sowie ihren Bezug zu Frauenrechten und der Abtreibungsdebatte. In der Serie „Worldometers“ (2021) zeigen LED-Propeller neben Firmenlogos und Aufnahmen von Gender-Reveal-Anzeigen historische Fotografien von Ärzt:innen, Patient:innen, Ultraschallgeräten und Föten. „If These Walls Could Talk“ wurde speziell für diese Ausstellung in Auftrag gegeben. Es verbindet frühere Forschungen mit Fragen der nationalen Identität und Kultur und integriert eine Vielzahl von Bildern, darunter ein Porträt des Arztes Ian Donald aus den 1960er Jahren (der den Einsatz von Ultraschall in der Geburtshilfe vorantrieb) und traditionelle slowakische Muster.

Aleksandra Domanović (geb. 1981, Novi Sad) lebt und arbeitet in Berlin.

Aleksandra Domanović
5. September 2024 bis 26. Jänner 2025